Nach Attentat auf Passauer Polizeichef: Polizei zweifelt im Fall Mannichl

Bisher glaubten die Ermittler an Täter aus der rechten Szene. Jetzt fahnden sie in alle Richtungen. Der von Neonazis bedrohte Bürgermeister in Warin taucht bei Freunden unter.

Noch immer fehlt von dem Mann, der auf Mannichl den Anschlag verübte, jede Spur. Bild: dpa

Die Ermittlungen sind immer noch ohne Erfolg. Über zwei Wochen nach dem Mordanschlag auf den Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl fehlt den Ermittlern jede heiße Spur. Und der anfängliche Verdacht, dass Rechtsextreme den Anschlag verübten, wird immer unsicherer. "Wir ermitteln in alle Richtungen", heißt es jetzt aus Polizeikreisen.

Am 13. Dezember war Mannichl vor seinem Haus in Fürstenzell bei Passau niedergestochen worden. Schnell erklärte die Soko "Fürstenzell", dass sie nach einem rechtsextremen Verdächtigen suche. Das Ehepaar Manuel und Sabrina H. aus dem Umfeld der "Freien Nationalisten München" kam kurzfristig in Untersuchungshaft. Die Aussagen Mannichls hatte die Ermittlung auf die Spur gelenkt. Nach seinen Angaben sagte der Täter, bevor er zustach: "Viele Grüße vom nationalen Widerstand."

Am Dienstag musste die 50-köpfige Soko einräumen, mehr Fragen als Antworten zu dem Tatverlauf und den Verdächtigen zu haben. Nun würde der Täter aber auch in anderen Szenen als der rechten gesucht. Der Soko macht zu schaffen, dass Mannichl keine detaillierte Täterbeschreibung abgeben kann und dass die Ehefrau nach einer Adventsfeier im Hauseingangsbereich das Tatmesser liegen ließ.

Anfang der Woche wurde in der bayerischen Landespolitik prompt über die Auflösung der Soko nachgedacht. Das Landeskriminalamt sollte die Ermittlungen neu aufrollen. "Nein, die Ermittlungen bleiben bei den zuständigen Behörden", erklärte aber am Dienstag LKA-Sprecher Christian Wacker. Zu Überlegungen, die Soko aufzulösen, sagte er: "So eine Entscheidung kann darin begründet sein, dass die regionalen Ermittlungen ausgeschöpft sind." Mittlerweile sucht die Soko in Deutschland und Österreich nach einer fünfköpfigen Gruppe, zwei der Männer sollen auffällige Tätowierungen haben.

Auf die Polizei alleine möchte sich indes Warins Bürgermeister Hans-Peter Gossel nicht verlassen. Im Internet wurde der Bürgermeister der westmecklenburgischen Kleinstadt von Rechtsextremen bedroht (die taz berichtete). "Wir nehmen das sehr erst, auch weil sich bei der Drohung auf das Mannichl-Attentat bezogen wird", sagte Steffi Nietz, Sprecherin der Schweriner Polizei. Sie versichert: "Ein Personenschutz besteht." Gossel hat Warin nach eigenen Angaben verlassen. Für ein paar Tage will er bei Freunden unterkommen, hieß es.

In der rechtsextremen Szene wird längst hämisch über die Ermittlung der Soko diskutiert. Die "Freien Nationalisten München" erinnern an Fälle von Verdachten rechtsextremer Taten und medialer Resonanz, die sich später anders darstellten. Unter dem Motto "Gegen polizeiliche Willkür und Medienhetze!" wollen Rechtsextreme am 3. Januar in Passau aufmarschieren. Die Stadt will den Marsch verbieten, der Rechtsstreit läuft.

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