Aus dem taz Magazin: "Respekt vor Roland Koch habe ich nicht"

Die Islamkritikerin Necla Kelek im Gespräch über Jugendkriminalität, Integration und die Grenzen der Religionsfreiheit.

Necla Kelek - so umstritten wie streitbar. Bild: dpa

Der hessische Landtagswahlkampf brachte den amtierenden Ministerpräsidenten Roland Koch und seine Partei, die CDU, Ende vorigen Jahres überraschenderweise in die Defensive. Daraufhin zogen er und die Seinen zusammen mit der Bild-Zeitung eine Kampagne aus dem Hut, der zufolge in Sonderheit migrantische Jugendliche ("U-Bahn-Täter" in München) für eine Welle von körperlicher Gewalt verantwortlich seien. PublizistInnen und MigrationsforscherInnen wie Necla Kelek kritisieren Koch wegen dessen Populismus, denn die Jugendlichen, um die es gehen müsste, seien nicht als Ausländer zu behandeln, sondern als Nachwuchs der eigenen Gesellschaft. Hier ein kleiner Vorgeschmack auf das dreiseitige Interview, das am Samstag den 26. Januar im taz Magazin erscheint. Geführt wurde es von den taz-Redakteuren Jan Feddersen und Daniel Bax:

taz.mag: Frau Kelek, haben Sie vor dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch Respekt?

Necla Kelek: Nein. Nicht im Sinne von Anerkennung, nicht im Sinne von Angst.

Weshalb nicht? Er ist, nach eigenem Verständnis und vielleicht auch nach Ihrem, mit seiner Rhetorik zu kriminellen Jugendlichen ein Tabubrecher.

Mit den Bestrafungsvorschlägen, wie er sie bevorzugt, bricht er kein Tabu. Er sagt ja nichts zu den Zuständen in unserer Gesellschaft und kommt gleich mit Lösungen, die von der Realität weit entfernt sind. Außerdem spricht er von Menschen, die für ihn offenbar nicht zu diesem Land gehören. Das kann und darf nicht sein.

Aber wie Sie spricht er vom Problem der Jugendgewalt und weist auf den hohen Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund unter den Straftätern hin.

Das ist die Realität. Aber in der Diskussion zum Umgang mit diesem Problem habe ich ein anderes Konzept. Vor allem vermisse ich, dass er sagt: Es sind unsere Kinder, es ist unser Nachwuchs, wir müssen uns kümmern.

Wie beschreiben Sie denn die soziale Realität?

Dass sich eine muslimische Parallelgesellschaft entwickelt hat, auf die der prüfende Blick von Parteien und Öffentlichkeit fehlt.

Es wird doch dauernd beobachtet.

Aber nicht so, dass man fragt, wie diese Menschen innerhalb dieser Gemeinschaft leben. Oder gefragt wird: Welche Art von Erziehungskonzepten, Lebensmodellen und -weisen wird dort befolgt? Oft heißt es nur: Migranten sind arm, Armut bringt Gewalt und Ungerechtigkeit innerhalb der Familien. Diese Argumentation ist viel zu einfach.

Stimmt das denn nicht? In deutschen Unterschichtfamilien ist Gewalt ebenso verbreitet.

Aber die Migrantenfamilien sind für mich nicht arm.

Sondern?

Wenn man in diese Familien schaut und fragt, wie das Geld verdient wird und wofür es ausgegeben wird, dann sieht man, dass diese Familien sich plötzlich eine Hochzeit für zwanzigtausend Euro leisten können. Sie unterstützen ihre Familien in der Türkei mit Geld und mit Gold. Ein Vater lässt seine vier Kinder arbeiten und kassiert ihren Lohn. Das Kindergeld kommt nicht den Kindern zugute, der Vater verzockt es beim Kartenspiel. Und die Mütter verdienen mit Putzstellen Geld, das sie dann für Hochzeitskleider ausgeben. Das Geld wird kulturell ausgegeben.

... Das vollständige Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe (26.01.08) der taz

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