Sensationserfolg bei NRW-Kommunalwahlen: U-30-Partei erobert Rathaus

In Monheim am Rhein stellt die Jugendpartei PETO künftig den Bürgermeister. Der 27-jährige Daniel Zimmermann wird der jüngste Amtsinhaber in NRW. Im Stadtrat sind PETO und die CDU gleich stark.

Der frischgebackene Bürgermeister Daniel Zimmermann: "Ich bin nicht wegen, sondern trotz meines jungen Alters gewählt worden" Bild: dpa

DÜSSELDORF/MONHEIM dpa | Vor zehn Jahren sind sie als Gruppe aus fünf Schülern ins politische Leben gestartet, jetzt stellen sie den Bürgermeister der 43.000-Einwohner-Stadt Monheim am Rhein: Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen gab es für die Jugendpartei PETO am Sonntag im Kreis Mettmann einen Sensationserfolg. Ihr 27 Jahre alter Bürgermeisterkandidat Daniel Zimmermann konnte sich mit 30,4 Prozent gegen die Kandidaten von CDU und SPD durchsetzen.

Zimmermann, Doktorand am Romanischen Seminar der Universität Köln, dürfte der wohl jüngste unter den 396 Bürgermeistern in Nordrhein-Westfalen sein. "Ich bin nicht wegen, sondern trotz meines jungen Alters gewählt worden", sagte er. Sein stärkster Rivale, Tim Brühland von der CDU, brachte es auf 26,77 Prozent. Er ist übrigens auch erst 31 Jahre alt.

Die für eine freie Wählergruppe angetretene ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Lilo Friedrich, die nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag als Putzfrau arbeitete und damit Schlagzeilen machte, hatte gegen Zimmermann keine Chance.

Ernsthaft geht Zimmermann an seinen neuen Vollzeitjob heran. Die Doktorarbeit lässt er vorerst ruhen. "Wir haben uns in den letzten Jahren einen exzellenten Ruf erarbeitet", begründet er den Wahlerfolg. So hätten auch ältere Leute Vertrauen zu den Jungpolitikern entwickelt. Zimmermann profitierte wohl auch davon, dass es bei den Bürgermeisterwahlen keine Stichwahlen mehr gibt und insgesamt sieben Kandidaten antraten.

Die Nachwuchspolitiker machen sich für Familien und eine bessere Kinderbetreuung stark, haben mehr Proberäume für Bands durchgesetzt. Sie wollen zwei Sportplätze in Monheim retten und sanieren. Die Klassengrößen in den Grundschulen sollen begrenzt werden, gemeinsames Frühstück inklusive.

PETO - lateinisch für "ich fordere" - hatte 1999 nach der Gründung durch Zimmermann und seine Freunde auf Anhieb den Einzug in den Monheimer Stadtrat geschafft und kam bei der Kommunalwahl 2004 auf 16,1 Prozent. Am Sonntag erreichte sie 29,6 Prozent - es fehlten am Ende nur 108 Stimmen, um stärkste Stadtratsfraktion vor der CDU zu werden. Im Monheimer Stadtrat sind PETO und die CDU mit je 12 Sitzen vertreten.

Einen Anteil am Erfolg dürfte haben, dass sich die inzwischen 250 PETO-Mitglieder im Kommunalwahlkampf öffneten. Sie gründeten im Juni eine "AG 30 plus": Mit dem Angebot für über 30-Jährige sollten "ältere Menschen mit ihren Fähigkeiten und Erfahrungen" bei PETO angemessen eingebunden werden, hieß es zur Begründung.

Expandieren in andere Städte will PETO mit derzeit 250 Mitgliedern nicht. In Monheim warte bereits eine "Riesenaufgabe", sagt Zimmermann. Da könne man "keine Baustellen nebenher" gebrauchen.

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