Plagiatsvorwürfe gegen Koch-Mehrin: Uni langt nach Doktorhut
Nach Karl-Theodor zu Guttenberg steht nun die Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin vor dem Verlust ihres Doktortitels. Die Uni Heidelberg leitet ein Entziehungsverfahren ein.
Von nix gewusst? Silvana Koch-Mehrin (FDP). Bild: ap
HEIDELBERG dapd/afp/taz | Die Universität Heidelberg will der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin offenbar ihren Doktortitel aberkennen. Die Hochschule habe ein förmliches Entziehungsverfahren gegen Koch-Mehrin eingeleitet, meldete der Tagesspiegel am Dienstag unter Berufung auf Kreise der Universität. Grund seien mehrere festgestellte Plagiate in ihrer Dissertation zum Fach Wirtschaftsgeschichte, die als erheblicher Regelverstoß gewertet würden. Die Verleihung der Doktorwürde sei damit rechtswidrig gewesen und könne zurückgenommen werden.
Koch-Mehrin hatte in Heidelberg promoviert. Die Doktorarbeit der FDP-Europapolitikerin zum Thema "Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik" war 2001 veröffentlicht worden und umfasst 227 Seiten.
Die Sprecherin der Universität Heidelberg, Marietta Fuhrmann-Koch, bestätigte gegenüber der taz, dass Frau Koch-Mehrin um eine Stellungnahme gebeten worden sei. Bisher habe sie sich jedoch noch nicht geäußert. Die Universität räumt der FDP-Politikerin bis Ende Mai Zeit ein, zu den Plagiatsvorwürfen Stellung zu beziehen. "Erst danach wird es eine abschließende Bewertung geben", sagte Fuhrmann-Koch. Mit einem Ergebnis sei Anfang Juni zu rechnen. Dem Tagesspiegel sagte Universitätssprecherin Marietta Fuhrmann-Koch, die Kommission prüfe derzeit "entlang eigener Bewertungsmaßstäbe, ob es zu gravierenden Verstößen gekommen ist". Die Ergebnisse der Prüfung würden in jedem Fall veröffentlicht. Eine Veröffentlichung sei Ende Mai oder spätestens Anfang Juni vorgesehen.
Von der betroffenen Politikerin hieß es am Dienstag laut Zeitung: "Kein Kommentar."
Leser*innenkommentare
bigbear
Gast
Zum Thema Uni/Doktorvater.
KEIN sog, Doktorvater (inoffizielle Bezeichnung der BetreuerIn der Doktorarbeit und der Promotion) kann die meist mehrere hundert Seiten starke Arbeit bzgl. Plagiatsvorwürfen tatsächlich prüfen.
Beispiel - In der Suchmaschine für wissenschftliche Arbeiten visuallibrary.net ergibt die Suche nach dem Begriff "Wirtschaft" 726567 Dokumente! Und dies nur in der Kategorie Bücher und Aufsätze (einer von 7!).
Von solchen Suchmaschinen gibt es weltweit viele Hundert! Die Anzahl der wissenschaftlichen Literatur geht sicher in die Milliarden von Artikeln, Büchern, Aufsätzen, Konferenzbeiträgen, Dissertationen etc. Neben der vorhandenen primären Literatur (s.o.) gibt es auch noch das sekundäre Schrifttum, wie Kataloge, Bibliographien und Sekundärliteratur. Außerdem kann natürlich auch aus älteren Werken abgeschrieben werden, was naturbedingt sogar der häufigste Fall ist.
Der Doktorvater muss sich auf den Wissenschaftlichen Codex der Uni verlassen können. Er ist nicht in der Lage alle Quellen zu prüfen, niemand kann das manuell!
Die Vorwürfe, die in letzter Zeit erhoben wurden, beruhen alle auf systematische Überprüfungen von Bots! Also von speziellen Programmen (meist durch und von Unis erstellt und noch im Erprobungsstadium) die alle verfügbaren Daten im Netz mit der vorgelegten Arbeit abgleichen. Nur so sind die entsprechenden Ergebnisse überhaupt zu erzielen.
Hier ein Auszug aus dem Codex der Uni Münster (2002)
...
Im Einzelnen schließt dies Folgendes ein:
- die nachvollziehbare Beschreibung der angewandten Methoden
- die vollständige Dokumentation aller im Forschungsprozess erhobenen und für die Veröffentlichung relevanten Daten
- das Bemühen um eine nachprüfbare Darstellung der Forschungsergebnisse
- die korrekte Verwendung von Darstellungen oder Abbildungen
...
Kontroll öse
Gast
Wer kontrolliert eigentlich die eingereichten Arbeiten? Sind die Doktorväter so faul geworden dass sie sich nicht mehr die Mühe machen, die arbeiten zu lesen? An so eienr UNI möchte ich nicht promovieren. Das hat keine Qualität.
Schadenfroh
Gast
Danke AWG für den schönen Beitrag! Zum Glück ist das Volk dank B***Zeitung auch schön blöd, dass schöne Politiker nicht mal mehr etwas beschönigen müssen, um es schön an der Nase herumzuführen.
zum Artikel: es ist wirklich armselig, wie sich Frau K-M verhält. Andererseits will sie es zumindest besser machen als Theo und sich nicht vorzeitig mit 'abstrusen' Kommentaren blamieren. Ich hoffe, dass ihr Vergehen in allen Brüsseler (Parlaments)blättern zu lesen ist, damit sie schön gehörnt durchs Gebäude laufen kann. Aus die Maus! muaaaahahahaha
Tzaduk
Gast
@Michaela: Mit welchem Kommentar könnte sie den Kopp denn noch aus der Schlinge ziehen? Ist nicht das Schweigen hier beredt genug?
Seeräuber-Jens
Gast
Ausgerechnet diese Geistiges-Eigentum-Besitzstandswahrer …
die die Kiddies am Liebsten in ein Loch stecken und den Schlüssel wegwerfen würden, wenn die mal ein bißchen auf der Piratebay einklaufen gehen!
EU-Gegner
Gast
Es ist ein Ding das denen von den Unis nur der Doktortitel aberkannt wird und läufts wieder weiter so. Die Unis und die Proffessoren die ja anscheinend ständig irgenwelchen Leuten Doktortitel verpassen und angeblich die Abkupfereien nicht bemerken gehören aus den Unis rausgeschmissen und verknackt! Wegen Mithilfe bei Titelfälschung.
wespe
Gast
Schweigen im Politikerfilzdschungel. Ohne meinen Anwalt sag ich nix! ++ Das Schweigen dieser Frau scheint mir ein stilles Zugeständnis des Tatvorwurfs. Vielleicht spekuliert sie damit, auf diese Weise besser davon zu kommen als ihr Kollege. *** Meine Damen und Herren Politiker, liebe Plagiatoren! Wie wär's denn jetzt mal mit einer Welle von Selbstanzeigen? Dann hätten wir das Thema vom Tisch und könnten uns wieder dem ernsthaften Tagesgeschäft zuwenden.
A.W.G.
Gast
Ooohh, aber sie ist doch sooo schön.... wie kann man so einer schönen Frau denn nur den Doktortitel aberkennen. So schön wie die ist, kann man doch einmal über diesen kleinen Fehltritt hinwegsehen. Genauso wie man beim Guttenberg, weil er so schön ist, drüber hinwegsehen hätte können... Wir brauchen eine Doppel-Spitze fürs Kanzleramt. Zwei schöne Menschen, das reicht doch in der Politik von heute vollkommen aus, ihren Doktor/ ihre Doktrine dürfen sie natürlich behalten, denn das sieht auch aufm Papier schöner aus, dann wird Deutschland endgültig zum schönsten Land der Erde. Schöne Aussichten.
rugero
Gast
Man könnte doch auch mal den Herrn Dr. Edmund Stoiber fragen, was er von der kassierten Doktorwürde seiner Tochter hält.
vic
Gast
Ist das peinlich, eine Partei voll von Prestigedoktoren.
Merke: Politiker niemals mit Doktortitel anreden. Der ist mit hoher Wahrscheinlichkeit erschwindelt.
Armselige Angeber.
Michaela
Gast
"Kein Kommentar" genau diese Reaktion ist das Einzige was man seit Wochen von der Dame dazu hört. Es ist merkwürdig, dass sich bisher noch kein Journalist mit diesem Verhaltensmuster befasst hat, obwohl es bisher dutzendfach wiederholt wurde.
Die Dame vermittelt eine ganz neue Dimension des Fremdschämens.
Juergen K
Gast
Leistungsloser Wohlstand,
Diäten,
Lebensfinanzierung,
sogar noch mit der Wahl
das Land zur Steuerabgabe
selbst wählen zu können.