Tollpatsch bei Scotland Yard: Antiterrorchef stolpert über Panne

Großbritanniens oberster Terrorfahnder löst wegen eines eigenen Fehlers überstürzte Razzien aus und tritt dann zurück. Er hatte Geheimdokumente aus Versehen fotografieren lassen.

Bob Quick: Geheimhaltung ist nicht seine Stärke. Bild: ap

BERLIN taz Großbritanniens Polizei stolpert von einem Skandal in den nächsten. Ihr oberster Terrorfahnder Bob Quick ist am Mittwoch vor dem Amtssitz von Premierminister Gordon Brown mit Geheimakten unter dem Arm fotografiert worden. Auf deren Deckel waren Angaben über eine laufende Überwachung und andere heikle Infos zu einer Antiterroroperation zu lesen. Deshalb hat die britische Polizei in der Nacht zu Donnerstag überstürzt Razzien gegen Terrorverdächtige durchgeführt. Danach trat Quick am Donnerstag zurück, „im Wissen, dass mein Verhalten eine größere Anti-Terroroperation gefährdet haben könnte“, wie er laut BBC erklärte.

Es war zu befürchten, Terrorverdächtige könnten duch Quicks Unvorsichtigkeit gewarnt werden. Deshalb nahmen hunderte Beamte von Mittwoch nachmittag bis in die Nacht hinein in Manchester, Liverpool und Lancashire zwölf Verdächtige fest, unter anderem in einem Studentenwohnheim und einem Internetcafe. Zehn der Festgenommenen sollen laut BBC Studenten aus Pakistan sein, eine weitere Person ein Brite pakistanischer Abstammung. In unbestätigten Medienberichten werden sie mit dem Terrornetz al-Qaida in Verbindung gebracht. Die Polizei hielt sich noch mit offiziellen Angaben zurück. Die Festgenommen würden noch verhört.

Quick war unmittelbar vor seinem Rücktritt dafür kritisiert worden, dass die durch sein Verhalten provozierten überstürzten Razzien Menschen in Gefahr gebracht hätten, was bei sorgfältigerer Planung und Durchführung vermeidbar gewesen wäre. Denn normalerweise erfolgten solche Zugriff in den frühen Morgenstunden und nicht zu einer Zeit, in der sich viele andere Personen in der unmittelbaren Umgebung der Verdächtigen aufhalten.

Quick hatte im November 2008 eine umstrittene Operation geleitet, bei der die Büros des konservativen Unerhausabgeordneten Damien Green durchsucht wurden und dieser vorübergehend festgenommen wurde. Die Begründung lautete damals: Verdacht der Weitergabe vertraulicher Unterlagen.

Quick war erstmals als Einsatzleiter durch seine Geduld bei einer Geiselnahme bekannt geworden. Er ließ einen Geiselnehmer im Osten Londons so lang belagern ließ, bis dieser sich nach 15 Tagen selbst erschoss. Sonst kam niemand zu schaden.

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