Mysteriöser Tod einer russischen Journalistin: Verdacht auf politischen Mord

Olga Kotowskaja stürzt aus dem 14. Stock eines Gebäudes in Kaliningrad. Zuvor hatte sie erfolgreich gegen örtliche Machthaber auf Rückgabe ihres Senders geklagt.

Hochhäuser in Kaliningrad. Bild: Felix O. - Lizenz: CC-BY-SA

BERLIN taz | In Russland ist erneut eine Medienvertreterin unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb die Kaliningrader Journalistin Olga Kotowskaja bereits am 16. November an den Folgen eines Sturzes aus dem 14. Stock eines städtischen Gebäudes.

Von offizieller Seite hieß es sofort, Kotowskaja habe sich das Leben genommen. Nach Protesten oppositioneller Politiker und des russischen Journalistenverbandes haben die Behörden jedoch ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

1991 hatte die 50-jährige Kotowskaja unter anderem mit ihrem Ehemann Igor Rostow das unabhängige TV-Unternehmen Kaskad gegründet. Dieses entwickelte sich zu einer mächtigen Mediengruppe, zu der zwei Fernsehsender, eine Tageszeitung, zwei Radiosender und eine Werbeagentur gehörten. Vor allem durch eine ausgewogene Berichterstattung sowie Talkshows mit Gästen, die die regionalen Politiker kritisierten, hatte sich Kaskad einen Namen gemacht.

2004 gelang es einer Gruppe von Beamten unter Führung des früheren Vizegouverneurs von Kaliningrad, Wladimir Pirogow, die Kontrolle über Kaskad zu übernehmen, was den Stopp kritischer Berichte zur Folge hatte. Kotowskaja klagte. Einen Tag vor ihrem Tod urteilte das regionale Schiedsgericht, dass der Besitzerwechsel auf gefälschten Unterlagen beruhe, was Möglichkeiten zu einer Rückgabe von Kaskad eröffnet hätte.

Für Solomon Ginzburg, Abgeordneter des Kaliningrader Regionalparlaments, besteht kein Zweifel, dass Olga Kotowskaja Opfer eines politisch motivierten Mordes wurde. "Olga war eine starke Frau. Ein Jahr vor ihrem Tod berichtete sie mir, dass ein hochrangiger Beamter sie versucht habe zu zwingen, den Rechtsstreit fallen zu lassen", sagte er der russischen Tageszeitung Nezavisimaja Gazeta.

Auch Kotowskajas Mann Igor Rostow ist von der Mordthese überzeugt. "Wenn ich tot auf dem Bahngleis gefunden werde, glauben Sie nicht, dass ich Selbstmord begangen habe", zitiert ihn die Moskauer Nichtregierungsorganisation "Zentrum für Journalismus in Extremsituationen".

Laut Angaben der New Yorker Organisation Committee to Protect Journalists ist Russland weltweit das drittgefährlichste Land für Journalisten - nach Irak und Algerien. Seit 2000 kamen dort 17 Journalisten ums Leben.

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