Zentralrat der Palästinenser: Bei der Fatah rückt der Nachwuchs auf

Bei den Wahlen zum Palästinenser-Führungsgremium wird die "alte Garde" für den Verdacht von Korruption und Veruntreuung zur Verantwortung gezogen.

Ex-Ministerpräsident Kureia (re. neben Abbas) schafft es nicht ins Zentralkomitee.

Der Nachwuchs der größten Palästinenserorganisation Fatah ist auf dem Vormarsch. 14 von insgesamt 18 per Wahl vergebene Posten des Zentralrats, dem höchsten Parteigremium, gehen an Palästinenser, die während der beiden Volksaufstände in ihrer Heimat gegen die Besatzung gekämpft haben.

Von der "alten Garde" der erst 1994 aus dem Exil zurückgekehrten PLO-Führung haben nur vier von insgesamt zehn Kandidaten den Einzug in den Zentralrat geschafft. Gescheitert ist auch Ex-Premierminister Achmad Kurei. Vier Zentralratsposten werden direkt von Palästinenserpräsident Machmud Abbas vergeben, der am Wochenende als Parteichef bestätigt worden war.

Von einer "Revolution" sprach Jibril Rajoub, ehemals Nationaler Sicherheitsberater, der trotz seiner 56 Jahre zum Nachwuchs zählt. Das Ergebnis sei "wenig überraschend". Nach Ansicht Rajoubs war der bisherige Zentralrat "für die Lähmung der Partei und für ihr politisches Scheitern in den letzten Jahren verantwortlich". Zu den Gewinnern gehören auch Marwan Barghuti, der derzeit inhaftierte Chef der Fatah-Jugend im Westjordanland, und Saeb Erikat, langjähriger Verhandlungschef bei den Friedensgesprächen.

Kurei steht wie viele der alten PLO-Gründer im Verdacht von Korruption und Veruntreuung und wird mit seiner Wahlniederlage auch dafür zur Verantwortung gezogen. Um seine Aussichten bei den Zentralratswahlen zu verbessern, hatte Kurei ein paar hundert neue Delegierte eingeschrieben, die für ihn stimmen sollten, was im Verlauf der Generalversammlung einen heftigen Disput auslöste.

Überraschend kommt das relativ gute Abschneiden von Mohammad Dahlan, ehemals Chef der Präventiven Sicherheit im Gazastreifen. Auch Dahlan ist in seinen Jahren als Protégé des damaligen PLO-Chefs Jassir Arafat großzügig mit öffentlichen Geldern versorgt worden. Einen Popularitätsrutsch erlitt er außerdem nach der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen, für die ihn viele Palästinenser persönlich verantwortlich machten.

"Das Wahlergebnis macht eine neue Zukunft für unsere Bewegung möglich, eine neue demokratische Ära", jubelte Dahlan. Um die Friedensverhandlungen mit Israel fortzusetzen, sei eine klarer Zeitplan notwendig. Sollten die Fristen für Verhandlungsfortschritte nicht eingehalten werden, müsse über "andere Wege" nachgedacht werden.

Parallel zum Zentralrat wählten die Fatah-Delegierten die neuen Mitglieder des Revolutionsrates, dem zweiten wichtigenParteigremium. 80 der insgesamt 120 Posten standen zur Wahl, davon ging einer an den jüdisch-israelischen Kandidaten Uri Davis, der seit den 80er Jahren Mitglied der Fatah ist.

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