Bin Laden zum Gazakrieg: Hals abschneiden als religiöse Pflicht

In einer Audiobotschaft ruft Bin Laden zum Mord an arabischen Führern auf. Er deutet an, dass seine Kämpfer von Jordanien aus versuchen könnten, "Palästina zu befreien".

Der al-Qaida-Chef soll wieder mal zum Rundumschlag gegen alle Ungläubigen augeholt haben. Mit den gemäßigten Führern der arabischen Welt würde er am liebsten kurzen Prozess machen. Bild: dpa

KAIRO taz Ussama Bin Laden versucht offensichtlich, von dem Ärger in der arabischen Welt über den Gazakrieg zu profitieren. Zum zweiten Mal in diesem Jahr meldete sich der Al-Qaida-Chef in dieser Sache zu Wort. Ziel seiner neuesten Tonbandattacke: die moderaten arabischen Führungen, die er als "Heuchler" bezeichnet und denen er vorwirft, im Gazakrieg mit Israel kooperiert zu haben. "Die Befreiung Jerusalems bedarf einer ehrlichen Führung", heißt es auf dem Tonband, das am Wochenende von der arabischen Fernsehstation al-Dschasira ausgestrahlt wurde.

"Es ist klar, dass einige arabische Führer mit der zionistischen Kreuzfahrerallianz gegen unsere Völker zusammengearbeitet haben, jene, die von Amerika als moderat bezeichnet werden", führt er aus, ohne einzelne Staatschefs beim Namen zu nennen. "Euch den Hals durchzuschneiden, ist mithin eine religiöse Verpflichtung."

Vor allem dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak war in arabischen Medien vorgeworfen worden, nach einem Treffen mit der israelischen Außenministerin Zipi Livni wenige Tage vor dem Krieg grünes Licht für den israelischen Angriff auf Gaza gegeben zu haben.

Gleichzeitig breitet Bin Laden seinen Plan aus, laut dem das Netzwerk seiner Kämpfer nach Jordanien kommen könnte, um von dort aus in einem heiligen Krieg "Palästina zu befreien". Jordanien habe die längste Front, argumentiert er. "Der Gaza-Holocaust und das andauernde Embargo ist ein wichtiger historischer Punkt und eine Katastrophe, in der sich echte Muslime von Heuchlern unterscheiden müssen", sagt er. "Es muss nun ernsthaft gearbeitet werden, um den Dschihad vorzubereiten, damit das Aufrichtige den Teufel besiegt", fordert er.

"Die Hauptbotschaft Bin Ladens ist, dass seiner Meinung nach Israel nur mit einem bewaffneten Kampf besiegt werden kann", analysiert der Experte für militanten Islamismus, Omar al-Schawbaki, den Audioauftritt des Al-Qaida-Chefs. Diese Botschaft, glaubt er, sei vor allem an die palästinensische Hamas gerichtet. Die sitzt derzeit in Kairo mit ihren Rivalen von der Fatah zusammen, um über eine Einheitsregierung und einen dauerhaften Waffenstillstand mit Israel zu beraten. Hauptstreitpunkt sind die künftigen Beziehungen zu Israel.

Unterdessen mehren sich die Anzeichen, dass die Hamas den Raketenbeschuss vom Gazastreifen aus auf Israel unterbinden möchte. Am Freitag hatte das Hamas-Innenministerium in Gaza eine kurze Erklärung veröffentlicht, in der der Raketenbeschuss kritisiert wird. Dieser komme "zu einem falschen Zeitpunkt". Khader Habib, einer der Führer des Islamischen Dschihad, bestätigte, dass mehrere Mitglieder seiner Gruppierung von Sicherheitskräften der Hamas wegen des Abschusses von Raketen festgenommen worden seien. Sie seien später freigelassen worden, nachdem sie eine Erklärung unterzeichnet hätten, sich künftig nicht mehr an solchen Angriffen zu beteiligen.

Seit Ende des Krieges wurden nach israelischen Angaben vom Gazastreifen aus 176 Raketen auf Israel abgefeuert. Dabei gab es keine Todesopfer. Gleichzeitig bombardiert die israelische Luftwaffe fast täglich einzelne Ziele in Gaza. KARIM EL-GAWHARY

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