Proteste im Jemen: Hunderttausende auf der Straße

Im Jemen sind hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen, um den Rücktritt von Präsident Saleh zu fordern. Bei den Protesten sind schon mehr als 120 Menschen getötet worden.

Fordern den Rücktritt des Präsidenten: Demonstranten im Jemen. Bild: dpa

SANAA dapd | Hunderttausende Menschen haben am Samstag im Jemen gegen die Tötung von Demonstranten durch Sicherheitskräfte protestiert und den Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh gefordert. Sie marschierten in der südlichen Stadt Tais, wo am Freitag vier Demonstranten ums Leben kamen und 400 weitere verletzt wurden. Die Menschenmenge machte den örtlichen Gouverneur, Sicherheitschef und den Vorsitzenden der regierenden Partei für den Tod der Demonstranten verantwortlich.

Ein Aktivist, Ghasi al Samei, sagte, Demonstranten hielten sich seit Freitag vor dem Büro des Gouverneurs auf. Sie und mehrere Parlamentsabgeordnete verlangten, dass dem Gouverneur sein Amt entzogen und er vor Gericht gebracht werde.

Ein anderer Aktivist, Abdel Malek al Jussefi, erklärte, wichtige Verkehrsstraßen der Stadt seien wegen brennender Reifen mit schwarzem Rauch bedeckt. Mindestens 30 Kinder müssten wegen Rauchvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Panzer seien am Stadtrand stationiert, um Bewohner anderer Städte davon abzuhalten, sich an der Demonstration zu beteiligen. Viele Anhänger der regierenden Kongresspartei hätten sich der Opposition angeschlossen, sagte al Jussefi.

Auch in anderen Städten zogen tausende Menschen auf die Straßen, um sich solidarisch mit den Demonstranten in Tais zu zeigen. In Aden kam das Alltagsleben zum Stillstand; Regierungsstellen, Schulen und Geschäfte waren geschlossen.

Seit Beginn der Proteste gegen den langjährigen Präsidenten Saleh am 11. Februar wurden im Jemen bei Demonstrationen mehr als 120 Menschen getötet.

Botschafter aus Katar abgezogen

Unterdessen wachsen die Spannungen zwischen Jemen und Katar. Der Golfstaat ist Mitglied des Golfkooperationsrats, der angeregt hat, dass Saleh im Gegenzug für strafrechtliche Immunität die Macht an seinen Vize übergibt. Jemen rief daraufhin seinen Botschafter aus Katar zurück.

Die amtliche jemenitische Nachrichtenagentur Saba meldete, der Botschafter sei abgezogen worden, um ihn wegen einer kürzlich gemachten Aussage des katarischen Ministerpräsidenten Scheich Hamad bin Dschassem al Thani zu befragen. Dieser hatte sich zu einem Angebot des Golfkooperationsrats, dem Kuwait, Bahrain, Saudi-Arabien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman angehören, geäußert, zwischen Saleh und der jemenitischen Opposition zu vermitteln. Al Thani sagte diese Woche zu Journalisten, "wir (der Golfkooperationsrat) hoffen, eine Vereinbarung zu erreichen, die den Rücktritt (Salehs) beinhaltet".

Saleh wies das Angebot des Golfkooperationsrats am Freitag vor zehntausenden jubelnden Anhängern in Sanaa zurück. Saba berichtete, Saleh habe sich beim Rat für dessen Bemühungen bedankt, die Krise im Jemen mithilfe eines Dialogs zu bewältigen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.