Prozess gegen ägyptischen Ex-Staatschef: Mubaraks Anwalt sucht deutsche Hilfe

Der Verteidiger des gestürzten Präsidenten Husni Mubarak will einen deutschen Arzt hinzuziehen. Dieser hatte Mubarak im März 2010 in der Uniklinik Heidelberg behandelt.

Die Demonstranten vom Tahrir-Platz in Kairo wollen den ehemaligen Staatschef vor Gericht sehen. Bild: dpa

KAIRO taz | Wird ein deutscher Arzt am Ende darüber entscheiden, ob der gestürzte ägyptische Präsident Husni Mubarak verhandlungsfähig ist? Geht es nach dem Willen seines Anwalts, soll jener Arzt nach Ägypten kommen und Mubarak untersuchen, der ihn im März 2010 an der Universitätsklinik Heidelberg operiert und seine Gallenblase entfernt hat.

Diesen Antrag stellte der Anwalt Farid El-Deeb am Montag bei der ägyptischen Staatsanwaltschaft, die ihn dann an die ägyptische Militärführung, den kommissarischen Verwalter des Nillandes, weitergereicht hat. Ein Entscheidung steht noch aus.

Im Büro des angegfragten Arztes, Professor Markus W. Büchler, dem Direktor für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Uniklinikum Heidelberg, will man sich nicht dazu äußern und verweist an die Pressestelle. Auch Annette Tuffs, die Sprecherin der Klinik bleibt vage. Man habe von der Anfrage gelesen, sagt sie, "aber nun müssen wir natürlich die Entscheidung der ägyptischen Militärführung abwarten und dann prüfen, ob sie sinnvoll ist".

Militär entscheidet über Verhandlungsfähigkeit

Dabei, betont sie "steht die medizinische Komponente im Vordergrund". Sollte eine solche Reise und Untersuchung stattfinden, "ginge es in erster Linie um die Begutachtung des Patienten und die Frage, ob eine Behandlung möglich ist", meint sie.

Über die Verhandlungsfähigkeit Mubaraks müsse die Militärführung entscheiden. Bei der Prüfung spielten natürlich auch die poltischen Rahmenbedingungen ein wichtige Rolle, räumt Tuffs ein.

Und die sind schwierig. Für den 3. August ist der erste Prozesstag gegen Mubarak angesetzt. Menschenrechtler und Tahrir-Aktivisten vermuten, dass sein Anwalt mit diesem Manöver den Prozessbeginn hinauszögern will.

Al-Deep hatte am Montag in Interviews erklärt, dass Mubarak seit März 2011 an Magenkrebs leide. Bisher sei die Krankheit geheimgehalten worden. El-Deeb fügte hinzu, der Krebs habe schwere Auswirkungen auf Mubraks Herz und sein Gehirn.

Den Aussagen des Anwalts wird allerdings von Assem Azzam, dem Chef von Mubaraks medizinischem Team im Krankenhaus von Scharm El-Scheich widersprochen. "Alle medizinischen Tests haben ergeben, dass Mubarak keine Anzeichen von Krebs zeige. Das ist alles nicht wahr. Sein Zustand ist stabil", sagte Azzam in einem Interview.

Mubarak soll Herzprobleme haben

In den ägyptischen Medien wird ein anderer Arzt aus dem Krankenhaus zitiert, der nicht namentlich genannt werden möchte. Er erklärt, Mubarak habe Herzprobleme, aber er liege noch nicht einmal auf der Intensivstation, sondern in einem normalen Krankenzimmer.

Aus ägyptischen Justizkreisen verlautet, dass Mubarak zu seinem Prozess nicht nach Kairo reisen müsse und dass das Verfahren auch in Scharm El-Scheich stattfinden könne.

Bei dem Prozess geht es um den Tod von 840 Menschen während des 18tägigen Aufstandes gegen Mubarak Anfang des Jahres, um die Veruntreuung von Staatsgeldern und die Ansammlung von Reichtum der Familie Mubaraks in den drei Jahrzehnten seiner Herrschaft.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.