Chinesisches Skype zensiert seine Nutzer: Bloß nicht "Milchpulver" schreiben

In China werden Textnachrichten zensiert, die über eine Skype-Variante verschickt werden. Das System sucht nach Schlüsselworten wie "Falun Gong" oder "Milchpulver".

Alles so schön bunt hier, aber: Ja nicht runterladen! Bild: screenshot: skype.tom.com

Das chinesische Skype zensiert seine Nutzer. Kanadischen Netzaktivisten der University of Toronto zufolge werden bestimmte Nachrichten über den Internet-Telefonie-Dienst gefiltert, gespeichert und die Daten der Verbindung protokolliert.

"Tom-Skype" ist ein Gemeinschaftsunternehmen zwischen dem chinesischen Internet- und Medienunternehmen TomGroup und der Internet-Plattform eBay, die die Rechte an der Software "Skype" besitzt. Skype ermöglicht Telefonverbindungen zwischen Rechnern und Festnetzanschlüssen. Neben dem Telefonieren wird Skype aber auch zum Kommunizieren von Textnachrichten (Chat) genutzt.

In ihrem Bericht "Breaching Trust" beschreiben die Netzaktivisten nun, wie Tom-Skype diese Chat-Verbindungen überwacht und auf vorgegebene Begriffe überprüft. Erkennt das System ein Schlüsselwort, wird die Textnachricht blockiert, auf spezielle Server umgeleitet und dort gespeichert. Dabei werden auch die IP-Adressen und weitere persönliche Informationen über die Nutzer erfasst. Die so gewonnenen Informationen könnten der Regierung zur Verfügung gestellt würden.

Schon 2006 gab es erste Hinweise, dass Tom-Skype die Kommunikation seiner Benutzer filtert. Skype bestätigte damals die Existenz eines Filtersystems, dementierte aber, dass Nachrichten gespeichert oder an andere Stellen übertragen werden.

Den Netzaktivisten des "Citizen Lab" gelang es nun, in die offenbar nur unzureichend abgesicherten Server von Tom-Skype einzudringen. Dort fanden sie Millionen vollständig protokollierter Textnachrichten sowie weitere Daten vor. Diese seien zwar verschlüsselt gewesen, aber der Code zur Entschlüsselung der Daten habe ebenfalls vorgelegen, so die Experten.

Eine Analyse der Textdateien habe ergeben, dass das System gezielt anhand einer Liste von Begriffen vorgehe. Zensiert werden demnach Chats, die unter anderem folgende Begiffe enthalten: "kommunistisch", "Olympische Spiele", "Falun Gong", "Erdbeben" oder "Milchpulver". Möglicherweise werden die Nachrichten nicht nur nach Begriffen, sondern zusätzlich nach Benutzernamen gefiltert.

Obwohl die Autoren im "Breaching Trust"-Report betonen, dass sie keine Belege für eine politisch motivierte Überwachung gefunden hätten, legen ihre Erkenntnisse die Vermutung nahe, dass auch Tom-Skype ein Baustein im staatlichen Überwachungsapparat Chinas ist, der meist "Golden Shield Project" genannt wird. Viele der Textnachrichen hätten sich auf eine Kampagne bezogen, die dafür wirbt, aus der Kommunistischen Partei auszutreten.

Die Enthüllungen des Citizen Lab sind umso pikanter, als viele politische Aktivisten und Gewerkschafter sich auf die Zusicherung verlassen, dass Kommunikationen via Skype abhörsicher seien.

Die Skype-Sprecherin Jennifer Caukin erklärte inzwischen dem Wall Street Journal, dass "niemand davon überrascht sein sollte, dass die chinesische Regierung möglicherweise die Kommunikation im Inland und ins Ausland überwacht".

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