Sponsoring-Vertrag fristlos gekündigt: Adidas ist motzende Schwimmer leid

Der Sportartikelhersteller trennt sich fristlos vom Schwimmverband. Es ist das Ende eines langen Unbehagens - auch weil die Nationalschwimmer immer wieder über die Anzüge motzten.

Die längste Zeit in Adidas geschwommen: Olympiasiegerin Britta Steffen. Bild: dpa

BERLIN taz Eine wunderbare Partnerschaft hätte es werden sollen. Als sich der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach erstmals groß im Schwimmsport engagierte, da sprach die Präsidentin des nun recht üppig alimentierten Verbandes, Christa Thiel: "Wir sind glücklich, dass es uns gelungen ist, mit Adidas den deutschen Partner überhaupt gewonnen zu haben. Damit spielt der DSV ab 2006 in einer anderen Liga!"

Adidas hat am Montag den Spielbetrieb eingestellt. Das Unternehmen hat den Vertrag mit den Schwimmern gekündigt - fristlos. "Die Basis für eine weitere Zusammenarbeit ist aufgrund der jüngsten Ereignisse nicht mehr gegeben. Ungeachtet dessen wird sich Adidas weiter im Schwimmsport engagieren", sagte Sprecher Oliver Brüggen am Montag. Der Vertrag hatte angeblich ein Volumen im hohen sechsstelligen Bereich; er lief bis Ende des Jahres mit einer Option auf Verlängerung.

Thiels Begeisterung war im Vorfeld der abrupten Kündigung deutlich geschwunden. Für einen Affront in den Chefetagen der Sportschneider dürfte sie gesorgt haben, als sie die Aktionen der deutschen Spitzenschwimmer Meeuw, Rupprath und Biedermann, die sich gegen das Textil mit den drei Streifen aussprachen, offen unterstützte. Thiel hatte, nachdem Helge Meeuw und Thomas Rupprath bei der Kurzbahn-EM in Rijeka in alten Badehosen ins Wasser gegangen waren und Paul Biedermann zum Sponsor-Boykott für die WM im kommenden Jahr aufgerufen hatte, gesagt: "Das war ja eine Demonstration für neue Regularien. Die beiden (Rupprath und Meeuw; d. Red.) haben einen Kontrapunkt gesetzt, um auf die generelle Problematik bei den Wettkampfanzügen aufmerksam zu machen. Das finde ich nicht schlimm." Fand sie es nicht schlimm, weil der DSV bereits bei einem australischen Ausrüster (Speedo) wegen einer Zusammenarbeit angefragt haben soll? Oder war sie die Kritik der Spitzenschwimmer am Adidas-Anzug leid?

In regelmäßigen Abständen motzten die Nationalschwimmer über die Qualität. Man wähnte sich im Nachteil, weil die weit über 60 Weltrekorde, die es in diesem Jahr gegeben hat, meist von Speedo-Schwimmern aufgestellt worden sind. Adidas brachte zwar Experten in Position, die meinten, es gebe nur "psychologische" Unterschiede zwischen den Konkurrenzmodellen, doch in den Köpfen hatte sich trotz der olympischen Erfolge einer Britta Steffen festgesetzt: Mit dem Adidas-Zeug ist kein Blumentopf zu gewinnen. Ferner mochten sich Rupprath und Co. nicht vorschreiben lassen, was sie zu tragen haben. Sie wollten selbst darüber bestimmen, mit wem sie Verträge schließen und welche Badehosen sie anziehen. Es ist das altbekannte Muster: Privilegierte oder leistungsstarke Athleten suchen nach dem Optimum an Vermarktung, die Masse aber beugt sich stumm den Vorgaben des Verbandes.

Der Generalsekretär des DSV, Jürgen Fornoff, sagte der taz: "Das wird finanziell jetzt natürlich schwierig." Am Freitag kommt das Präsidium des DSV zusammen, um zumindest eine Sprachregelung zu finden. Derzeit wolle man lieber nichts zu dem "Vorgang" sagen, so Fornoff: "Es gibt keine offizielle Reaktion." Er behauptet, von dem Schritt der Adidasler überrascht worden zu sein. Vehement wendet er sich gegen die Vermutung, der DSV habe die Kündigung provoziert. "Nein, das ist überhaupt nicht der Fall."

Adidas ist ebenso vorsichtig. Die Presseabteilung des Konzerns will weitere Fragen der taz nur per E-Mail beantworten. "Sie müssen verstehen, das hat eine Dimension bekommen, wir müssen die Worte gewichten", sagt PR-Manager Hendrik Lange.

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