Finale der Basketball-Europaliga: Das Staunen des Handlungsreisenden

Der NBA-Emissär bekam in Finale der Basketball-Europaliga Partien erster Sahne zu sehen. Die besten Vereine können mit jedem US-Club mithalten, haben aber dazu noch Ultras als Fans.

Den Ball spektakulär in die Reuse gestopft: Der für Barcelona spielende Roger Grimau (M) setzt sich gegen die für Piräus spielenden Milos Teodosic (l) und Ioannis Bourousis durch. Bild: dpa

Ein Emissär der bekanntesten Basketball-Liga der Welt, der NBA, saß auch in der Arena am Berliner Ostbahnhof, um sich das Treiben der europäischen Konkurrenz anzuschauen. Der Abgesandte dürfte über das gestaunt haben, was an diesem Wochenende auf dem Parkett und den Rängen passierte. Das Finale der Europaliga geriet zur komplexen Leistungsschau des Kontinental-Basketballs: Panathinaikos Athen, der spätere Sieger des Viererturniers, ZSKA Moskau, Olympiakos Piräus und der FC Barcelona spielten mit Ball und Dialektik; sie zeigten höchst niveauvollen Basketball, wuchtig, aber dennoch geschmeidig, wunderbar fintenreich und kompromisslos hart. Sie standen den Leistungen in der NBA in nichts nach. Die vier Finalisten entpuppten sich als Prototypen der Basketball-Moderne.

Unter der Saison wird in Übersee ja oftmals aufreizend träge und lässig gespielt. Die Verteidigung wird vernachlässigt und erst in den letzten zehn Minuten intensiviert - wenn die Zuschauer aufschauen von ihren Lunch-Boxen und sich auch nicht mehr ablenken lassen von der Allgegenwart der Flimmerwerbung. Meist ändert sich die Dynamik erst in den Play-off-Partien entscheidend. In Europa, so das gängige Vorurteil, werde dagegen verbissen-aggressiv gespielt, die Schönheit des Spiels werde hier vernachlässigt, Individualisten hätten weniger Chancen, zur Entfaltung zu kommen. Dass es sich hierbei um Stereotype handelt, war recht schön in Berlin zu sehen. Die vier Finalisten versöhnten die letzten Skeptiker. Nur die Schiedsrichter zeigten im Finale einige Schwächen.

Noch tiefer wurde die Schaulust der 15.000 Zuschauer in den Halbfinals befriedigt, als sich Barcelona mit Moskau und Piräus mit Athen duellierte. Doch nicht nur der aus der NBA, genauer von den Atlanta Hawks abgewanderte Josh Childress (Olympiakos), der sich sein Engagement in Griechenland teuer bezahlen lässt, stopfte den Ball spektakulär in die Reuse, es waren Europäer wie Ramunas Siskauskas (Moskau) oder Vassilis Spanoulis (Athen), die das Spiel ihrer Mannschaften prägten. "Wir haben keine Angst vor der NBA", sagte denn auch der Chef der Europaliga, Jordi Bertomeu. "Wir haben bewiesen, dass wir es mit jedem in der Welt aufnehmen können." Die Europaliga, eine Champions League des Basketballs, soll in der kommenden Saison weiter aufgemotzt werden. Spitzenteams sollen langjährige Startgarantien bekommen, die Meister der besten zwölf Ligen ebenso gesetzt sein wie der Titelträger des zweitklassigen Eurocups. "Die Europaliga soll offener werden", kündigte Bertomeu an, "mit mehr Ländern und mehr Mannschaften." Nur über die TV-Quoten bei Eurosport dürfte Bertomeu entsetzt sein: 0,2 bis 0,5 Prozent Marktanteil in Deutschland sind desaströs.

Doch in der sonst so seelenlosen Arena am Ostbahnhof war hochprozentige Stimmung. Griechische Fans von Olympiakos und Panathinaikos hatten den Sportklotz geentert und lärmten wie Ultras auf der Dortmunder Südtribüne, manchmal sogar heftiger. Schmähungen wurden über das Spielfeld geworfen und schwappten in doppelter Lautstärke zurück. Ultra-Fans beim Basketball - das ist nicht nur für den NBA-Handlungsreisenden neu, darüber staunte auch der gemütliche deutsche Basketball-Fan. Er konnte aber beruhigt sein. Zur Eindämmung möglicher Krawalle waren Sicherheitskräfte in Kompaniestärke in der Halle postiert. MARKUS VÖLKER

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