Witali Klitschko will Weltmeister werden: Der hungrige Bruder

Witali Klitschko will wieder Weltmeister werden und seinem Körper einen Erfolg schenken. Sein Gegner, Samuel Peter, möchte das verhindern und verspricht ein "Massaker".

Beide nicht so leicht wie Milchschnitte. Bild: dpa

Der hungrige Bruder
Witali Klitschko will wieder Weltmeister werden, möchte seinem Körper einen Erfolg schenken. Sein Gegner, Samuel Peter, wird das zu verhindern versuchen und verspricht ein "Massaker"

Wenn der eine Klitschko über den anderen und die ewigen Verwechslungen reden soll, plaudern beide munter drauf los. Die Brüder lieben die Anonymität ihrer Zweisamkeit. Wladimir Klitschko, der jüngere und aktuelle Schwergewichts-Weltmeister, erzählt dann, wie er hektisch über den Flughafen eilt und von Fans angesprochen wird. Weil aber der Flieger ohne ihn zu starten droht, sagt er einfach: "Entschuldigung, ich bin der andere." Und weg ist er.

Witali, der ältere Klitschko, Politiker und ehemaliger Box-Weltmeister, erzählt dann, wie er sich freut, wenn unter einem Bild von Wladimir sein Name steht. "Für mich ist das ein Kompliment, ich sehe so jung aus", sagt er. Er lässt sich auch gern für die Kämpfe seines Bruders loben. Er wolle die Fans schließlich nicht enttäuschen. "Ich genieße dann als Wladimir."

Eines allerdings fehlt den beiden Ukrainern zu ihrem Bruder-Glück: sie waren noch nie zur gleichen Zeit Weltmeister. Bislang hatte immer der eine Erfolg, während der andere gerade in einem Tief steckte. Das fing 1996 an, als Witali Klitschko positiv auf auf die Einnahme von anabolen Steroiden getestet und gesperrt wurde und Wladimir Klitschko in Atlanta olympisches Gold gewann. Und es ging damit weiter, dass die beiden ukrainischen Brüder bei den Profis immer zu unterschiedlichen Zeiten Weltmeister wurden.

Das soll sich am Samstag ändern. In der neuen Großhalle in Berlin (RTL, 22.25 Uhr) wird Witali Klitschko nach knapp vier Jahren sportlicher Pause sein Comeback im Ring geben. Er tritt gegen den WBC-Weltmeister Samuel Peter aus Nigeria an und will sich von ihm den Gürtel zurückholen, den er im November 2005 freiwillig zurückgab. Damals hatte Klitschko zwei Titelverteidigungen verletzungsbedingt absagen müssen. Erst streikte der Rücken, dann das Knie. Auch bei seinem ersten Comeback-Versuch vor einem Jahr spielte der Körper des inzwischen 37-Jährigen nicht mit: Bandscheibenvorfall.

Jetzt ist Witali Klitschko wieder für fünf Wochen in den "Stanglwirt" gezogen. In diesem schicken Hotel in Going bei Kitzbühel, das seit acht Jahren eines der liebsten Trainingsdomizile der Brüder Klitschko ist, wird das oft undurchsichtige und brutale Geschäft des Profiboxens mit einem edlen Anstrich versehen. Tolle Landschaft, gutes Essen, moderne Felsentherme - und in der Tennishalle ein Box-Gym der Extraklasse, mit rotem Teppich rund um den Ring und einem Korb voll mit frischen, weißen Handtüchern. Das Training tue ihm gut, sagt Klitschko. "Mein Körper ist hungrig auf Belastung."

Das hat er seinem Gegner Samuel Peter wohl voraus. Der 28-Jährige gilt als harter Puncher, sein massiger Körper zeugt jedoch nicht von einem allzu disziplinierten Training. Er hat sich in Freiburg vorbereitet, in einer eher ungemütlichen Turnhalle des Universitäts-Sportclubs, in der zwei Miniheizlüfter sinnlos vor sich hin brummten und doch arg dreckige Handtücher über den Seilen des wackeligen Boxrings hingen. Dort kam es vor, dass Peters Sparringspartner stundenlang vergeblich auf den Champion warteten, weil dieser das Training einfach ausfallen ließ.

Auf die Frage, mit was für einem Kampf er gegen den ebenfalls hart schlagenden älteren Klitschko rechne, antwortet Peter: "Mit einem Massaker." Gegen Wladimir Klitschko hat Peter vor drei Jahren schon mal verloren, doch jetzt strotzt er vor Selbstbewusstsein. Und Peter liebt markige Sprüche. Ernsthafte Aussagen sind in einem Gespräch mit ihm oder bei seinen öffentlichen Auftritten aus all dem Klamauk schwer herauszufiltern.

So viel wird zumindest klar: Für Samuel Peter ist Boxen "ein sehr harter Job". Für Witali Klitschko war die Vorbereitung in Going "wie Urlaub". Als er das sagt, sitzt Klitschko entspannt da. Ein Mann, der in sich ruht und überzeugt ist von sich und dem, was er tut. Seine politischen Ambitionen in der Ukraine seien ungewöhnlich für einen aktiven Boxer, das gibt er zu. Doch die Arbeit im Stadtrat von Kiew und in seiner Partei "Klitschko Block" sei ehrenamtlich. "Deshalb habe ich die Flexibilität, beide Sachen zu machen."

Für seine drei Kinder wünscht sich Klitschko etwas anderes als ein Leben als Profiboxer. Er schickt sie zum Reiten, zum Tennis und zum Schach. Für ihn selbst und seinen Bruder ist es aber der Erfolg im Boxen, der ihnen das Leben ermöglicht, das sie führen. Deshalb sagen beide Klitschkos über ihren Beruf gerne diesen Satz: "Ich habe sehr viel Spaß." Bei Witali Klitschko klingt er weniger trotzig als bei seinem Bruder. Aber er spricht vom Training, nicht vom eigentlichen Kampf. "Und man hat noch mehr Spaß, wenn man Erfolg hat, das Ergebnis zählt", sagt Klitschko auch noch. Das Ergebnis, nicht der Kampf. Die Schlägerei vor Publikum ist wohl eher der Haken am Glamour-Leben eines Klitschko.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.