Bundesliga: Der neue Ergebnisfußball

Werder Bremen legt in dieser Saison mehr Wert auf eine solide Defensive. Die Hanseaten wollen lieber 1:0 als 5:4 spielen, auch heute im Duell mit 1899 Hoffenheim.

Trainer Thomas Schaaf hofft das die Bremer Defensive diesmal sicher steht. Bild: ap

BREMEN taz | Es wird laut und voll im einzigen Bayern-Zelt auf dem Bremer Freimarkt, dem größten Volksfest des Nordens. Denn ab 20 Uhr am heutigen Samstagabend ist die Bühne ganz den Protagonisten von Werder Bremen reserviert, Radiomoderator und Stadionsprecher Arnd Zeigler wird durchs Programm führen und für die schunkelnde Masse Lieder anstimmen, dazu müssen traditionell Neuzugänge wie Marko Marin die bayrische Kapelle dirigieren.

Die Feier soll wenige Stunden nach dem Bundesliga-Spiel gegen 1899 Hoffenheim steigen. Passiert das, was vor fast genau einem Jahr geschah - Werders Offensivkünstler schlugen die Hoffenheimer im wohl spektakulärsten Ligaspiel der vergangenen Saison 5:4 -, dann dürfte Stimmung im Festzelt herrschen. Doch niemand der Bremer Baumeister will eine Wiederholung des Torrausches erleben. "Ich hoffe, dass unsere Defensive diesmal sicher steht", betont Trainer Thomas Schaaf. "Ein 1:0 wäre mir lieber", sagt Sportdirektor Klaus Allofs.

Heimlich, still und leise hat sich das von Schaaf und Allofs geprägte Werder vom 5:4-Fußball verabschiedet. Sechs Stunden sind die Bremer in der Bundesliga jetzt ohne Gegentor, sie haben in den vergangenen sieben Ligaspielen nur drei Treffer kassiert. Tim Wiese hat sogar seit 529 Minuten eine weiße Weste; beim letzten Einschlag in Berlin stand Christian Vander zwischen den Pfosten. Mit Ergebnis- statt Erlebnisfußball will Werder an die Spitze. Die Balance zwischen defensiver Absicherung und offensiver Ausrichtung passe jetzt viel besser, sagt Allofs, der Schaaf für die Kurskorrektur lobt, die immerhin zu 13 Pflichtspielen ohne Niederlage geführt hat. Allofs sagt: "Daraus haben wir die Lehren gezogen, denn die Punkte fehlen uns noch immer."

Schaaf und Allofs wollen noch nicht von einem Paradigmenwechsel sprechen. Das wäre noch zu früh. Denn bisher war es so, dass der Vorwärtsstil den Gegnern zwangsläufig die Bälle ins Netz blies, doch hinten kam es zu sintflutartigen Erscheinungen. Die Bremer Abwehr war oft brüchiger als ein durchweichter Weserdeich.

Die Hanseaten, die sportlich über die Jahre größer geworden sind, als sie wirtschaftlich eigentlich sein können, spielen das erste Mal seit fünf Jahren nicht in der Champions League. "Darauf ist unser Kader ausgelegt", gibt Allofs zu, "ohne diese Einnahmen können wir ihn auf Dauer nicht halten." Per Mertesacker, zusammen mit Naldo der zentrale Stabilisator, hat trotz eines bis 2012 laufenden Vertrags schon laut über einen Ortswechsel nachgedacht, sollte es nichts mit der Qualifikation für die Königsklasse werden. Und der gerade in Bestform befindliche Aaron Hunt hat alle Vertragsgespräche vorerst verschoben.

Mesut Özil und sein gewiefter Berater Reza Fazeli verhandeln erst gar nicht mehr über eine Verlängerung des 2011 auslaufenden Kontrakts - hier verdichten sich die Anzeichen, dass der wundersam erstarkte Deutschtürke eine gute WM spielen und nächsten Sommer den Abflug machen will. In Interviews verbietet Özil alle Fragen zum Vertragsthema. Immerhin redete er über das, was am 27. September 2008 geschah: Er schoss nämlich gegen Hoffenheim in Unterzahl das 5:4 und stellte damals erstaunt fest: "Es gibt Tage, da klappt alles."

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