NFL-Team Detroit Lions: Die Lachnummer der Liga

Die Detroit Lions verlieren in Green Bay und beenden damit endlich "einen Albtraum": Die Mannschaft bleibt eine ganze Saison ohne einen Sieg - eine historische Negativ-Serie.

"Kein Spaß": Lions-Quarterback Dan Orlovsky geht ab. Bild: ap

BERLIN taz Als es vollbracht war, war den Helden nicht zum Feiern. "Das war kein Spaß", grummelte der hauptverantwortliche Cheftrainer Rod Marinelli. "Ich werde damit leben müssen", stöhnte Center Dominic Raiola. Dabei hatten die Detroit Lions doch Historisches vollbracht: Das Football-Team aus der Autostadt hatte es geschafft, seine 16 Saisonspiele allesamt und ohne Ausnahme zu verlieren.

Eine 21:31-Niederlage bei den Green Bay Packers beschloss, was noch nie zuvor einer NFL-Mannschaft gelungen war. 1976 hatten die Tampa Bay Buccaneers zwar auch alle ihre Begegnungen verloren, aber damals war die NFL-Saison nur 14 Spiele lang. Marinelli war nicht begeistert, als Lachnummer der Liga in die Geschichte eingegangen zu sein: "Niemand erinnert sich daran, wer die Super Bowl vor 15 Jahren gewonnen hat, aber jeder weiß, wer sieglos geblieben ist, denn das ist einmalig." Einen Gewinner immerhin sah das frustrierende Saison-Finale im minus sechs Grad kalten Green Bay: Cornerback Travis Fisher durfte mit dem Flugzeug heim nach Detroit fliegen und musste die 470 Kilometer nicht zu Fuß gehen, wie er es im Falle eines Sieges versprochen hatte.

"Es ist ein Albtraum", sagte Running Back Kevin Smith, der frisch vom College zwar eine solide Rookie-Saison spielte, aber den gegen Green Bay durchaus möglichen Sieg mit einer Unbeherrschtheit vergeigte. Doch das war nur das passende Ende einer langen, chaotischen Saison. General Manager Matt Millen wurde Ende September gefeuert - endlich, wie viele Fans dachten, nach acht beispiellos erfolglosen Jahren im Amt - und Headcoach Marinelli setzte allein auf der zentralen Quarterback-Position fünf verschiedene Spieler ein, von denen einer, Daunte Culpepper, mittlerweile vom aktiven Sport zurückgetreten ist, und ein anderer, Drew Henson, bereits eine gescheiterte Karriere als Baseball-Profi hinter sich hat. "Ich denke, der Rekord spricht für sich selbst", sagte Rod Marinelli, "es gibt niemanden, den wir verantwortlich machen könnten, außer uns selbst."

Tatsächlich war wohl niemals zuvor ein Profi-Football-Team so schlecht. Am Schluss betrug das Punkteverhältnis unterirdische 281:551, das abschließende Spiel gegen die Packers war eines der wenigen, in dem die Lions überhaupt einigermaßen Paroli bieten konnten. Trotzdem skandierten die Zuschauer in Green Bay am Ende der Partie höhnisch: "Null zu 16! Null zu 16!"

Marinelli, dessen Zukunft als Cheftrainer in Detroit ungewiss ist, mühte sich, Positives aus der verkorksten Saison zu ziehen: "Kein Sportler will so etwas erleben, aber es gibt Menschen, die viel Schlimmeres durchmachen müssen." Quarterback Dan Orlovsky jammerte trotzdem: "Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wann wir das letzte Mal gewonnen haben. Wann war das? November 2007?"

Die Lions sind auch ein hervorragendes Beispiel dafür, wie wenig aussagekräftig Vorbereitungsspiele sind. Bevor es sich zu seiner historischen Niederlagenserie aufmachte, hatte das Team seine vier Test-Begegnungen allesamt überzeugend gewonnen.

Die Hoffnung allerdings stirbt bekanntlich zuletzt. Running Back Smith standen Tränen in den Augen, als er versprach: "Ich weiß nur eins: In der spielfreien zeit werde ich nicht viel Abhängen. Ich werde trainieren, um der Beste auf meiner Position zu werden und meiner Mannschaft helfen, die Super Bowl zu erreichen." So unwahrscheinlich muss das gar nicht sein: Die Miami Dolphins, die noch im vergangenen Jahr mit einem einzigen Sieg gerade mal eben so das Schicksal der Lions hatten vermeiden können, erreichten am Sonntag die Playoffs und gelten nun als ein Geheimfavorit auf den Titel.

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