Hertha und die Abstiegsangst: Die lebendigen Toten

Hertha BSC spielt ganz und gar nicht wie ein Abstiegskandidat, vergisst gegen Borussia Dortmund aber mal wieder Tore zu schießen. Das 0:0-Unentschieden schmerzt sie.

Die Hertha: Irgendwie am Boden und irgendwie auch nicht. Bild: reuters

BERLIN taz | Nullnull, das klingt nach einem sehr langweiligen Spiel, nach taktischem Geplänkel und dem Unvermögen zweier Mannschaften, für Attraktionen zu sorgen. Das Nullnull zwischen Hertha BSC und Dortmund war das genaue Gegenteil. Es entzog sich klischeehaften Vorstellungen, denn es ging rund auf dem Rasen. Das war hauptsächlich der Verdienst des Tabellenletzten aus Berlin. Die Elf aus der Hauptstadt dominierte die Partie, was nicht nur in den Statistiken, die nach Spielende gereicht werden, Ausdruck fand, sondern auch im Spielverlauf und dem Chancenungleichgewicht.

Hertha BSC unterstrich recht eindrucksvoll seine Bundesligatauglichkeit. Das Problem ist und bleibt freilich, dass sie eine schwere Hypothek aus der Hinrunde mitschleppen müssen. In der ersten Halbserie hatte sich die Hertha, wenn man so will, bereitwillig auf die Schlachtbank gelegt, was die Kontrahenten zu nutzen wussten. Nach der Winterpause hat sich die Elf von Trainer Friedhelm Funkel wie ein Untoter von dieser Schlachtbank erhoben und ist im Begriff, selbst ein wenig das Hackebeil zu schwingen. "Die anderen sollen zittern", sagte Herthas Mittelfeldmann Pal Dardai nach dem Spiel.

Borussia Dortmund kam am Samstagnachmittag schon mal gehörig ins Schlottern, denn die Maschinerie des Berliner Angriffs lief auf Hochtouren. Theofanis Gekas und Ramos hätten Berlin mit zahlreichen Möglichkeiten in Führung bringen müssen, doch entweder fehlte die Abgeklärtheit vor dem Tor, der Pass war um wenige Zentimeter zu ungenau oder der Ball strich knapp am Kasten vorbei. Und wenn der Ball einmal im Netz zappelte, dann erstickte der Torjubel in jähem Entsetzen über eine Abseitsentscheidung des Schiedsrichters Wagner.

Nach dem wackeren Anrennen der Herthaner schien Gekas in der zweiten Halbzeit für die Erlösung gesorgt zu haben, doch es sollte nicht sein. Es schien sich zunächst um ein regelkonformes Tor zu handeln, weil der Grieche einen missglückten Kopfball vom Gegner selbst mit dem Kopf ins Tor verlängert hatte, doch der Linienrichter wollte nach dem passiven Abseits von Gekas beim Pass zuvor keine neue Spielsituation erkannt haben. "Das ist sehr frustrierend", sagte Fabian Lustenberger, "die Leistung war gut". Trainer Funkel sagte: "Wir werden nicht aufgeben, wir werden weiter kämpfen." Ausdrücklich lobte er die Fans, kein Wunder, riefen sie doch sehr zum Gefallen des Trainers lauthals "Schieber, Schieber".

Es sind jetzt noch sechs Spiele bis zum Saisonende. Hertha hat vier Punkte Rückstand zum Vorletzten. Das Restprogramm der Berliner macht allerding wenig Hoffnung auf eine finale Rettung. So siehts aus: 1. FC Köln (Auswärts), VfB Stuttgart (Heim), Eintracht Frankfurt (A), FC Schalke 04 (H), Bayer Leverkusen (A) und Bayern München (H). In den letzten drei Partien muss der Abstiegskandidat also gegen die Schwergewichte der Liga ran. Das kann eine Belastung sein - oder eine Herausforderung.

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