Schach-Olympiade: Erfolg mit Rückgrat

Bei der Schach-Olympiade in Dresden bleiben die deutschen Männer weiter die große Überraschung. Nach dem Erfolg gegen Rumänien träumen etliche Fans gar von einer Medaille.

Der Dortmunder Arkadij Naiditsch (23) glänzt in Dresden mit einem Topergebnis. Bild: dpa

DRESDEN taz Armenien hat bei der Schach-Olympiade den Topfavoriten Russland mit einem 2,5:1,5 von der Spitze gestürzt. Eine große Überraschung. Mit 13:1 Punkten führt der Titelverteidiger nun bei der alle zwei Jahre stattfindenden Mannschafts-Weltmeisterschaft. Die "Helden des Turniers" bleiben indes die Deutschen. Das findet nicht nur der ukrainische Großmeister Michail Golubew. Das deutsche Team ist nur an Position elf unter den 146 Nationalteams gesetzt. Ein großer Außenseiter. Und der schlug nun auch Rumänien mit 2,5:1,5. Das Quintett von Uwe Bönsch bleibt ungeschlagen und gab nur bei den Unentschieden gegen Russland und die ebenfalls hoch gewetteten Ukrainer Punkte ab. Die Gastgeber lagen vor Israel, dem nächsten Gegner und Frankreich (alle 12:2) auf dem zweiten Platz.

"Natürlich habe ich nicht von solch einem Triumph geträumt. Ich bin richtig stolz auf unser Team, bisher läuft es optimal." Bundestrainer Bönsch hält die Euphorie der Fans, die auf Sensations-Silber wie 2000 in Istanbul hoffen, dennoch für verfrüht: "Eine Medaille liegt noch in weiter Ferne. In den nächsten vier Runden kann gegen all die starken Gegner viel schiefgehen, es läuft nicht immer so optimal", warnte der Großmeister aus Halle vor der Partie gegen Israel.

Gegen Rumänien verkraftete der Gastgeber sogar die erste Niederlage des bisher herausragenden Spitzenspielers Arkadij Naiditsch. Der Dortmunder unterlag Liviu-Dieter Nisipeanu, seinem Vereinskameraden beim deutschen Meister OSG Baden-Baden. Mit 4,5:2,5 Punkten weist der 23-Jährige dennoch weiter ein Topergebnis vor. Vor allem die "tolle Verteidigungsleistung" gegen den ukrainischen Weltranglistendritten Wassili Iwantschuk imponiert Bönsch, denn "passives Spiel liegt Arkadij nicht". Spielt Naiditsch im Dresdner Kongresszentrum weiter wie bisher, könnte er die Schallmauer von über 2.700 Elo-Weltranglistenpunkten erstmals durchbrechen und von Rang 44 in die Top 30 vorstoßen. Der 50-jährige Bundestrainer traut dem noch jungen "Rückgrat des Erfolgs" den Sprung in die Top 20 zu.

Ihre Klasse beweisen aber auch seine vier anderen Spieler vor den täglich mehr als 60 Millionen Besuchern auf der Website der Olympiade, die die rund 500 Partien verfolgen. "Alle sind in Superform", freut sich Bönsch. Als Naiditsch gegen Rumänien aufgab, war der Sieg des Quartetts längst unter Dach und Fach. Jan Gustafsson (29) und Youngster David Baramidze sprangen mit spektakulären Siegen in die Bresche. Ersterer, der Hamburger Gustafsson, hat sein eige- nes Spiel erheblich verbessert. Vor drei Wochen hatte der Pokerbuch-Autor gegen den Armenier Gabriel Sargissjan in der Bundesliga verloren - der Rumä- ne Andrei Istratescu folgte am Donnerstag frohgemut der scharfen Variante, die Gustafsson diesmal aber entscheidend verstärkte.

Einen regelrechten Angriffswirbel schloss Baramidze im 38. Zug mit einem Matt ab. Der 20-Jährige wich trotz der schwarzen Steine einer Zugwiederholung samt Unentschieden gegen Levente Vajda aus - Selbstvertrauen, das aus seinen vorher bereits gesammelten 2,5:0,5 Punkten am vierten Brett stammt.

Der 32-jährige deutsche Meister Daniel Fridman (SV Mülheim-Nord) trug das fehlende Remis gegen Mircea Parligras bei. Igor Khenkin (40) vom TV Tegernsee hatte nach seiner ersten Niederlage an Brett zwei pausiert, steht aber mit 3:2 Zählern ebenfalls positiv zu Buche.

Mit den Erfolgen wächst die deutsche Mannschaft zusammen. Gab es vor der Olympiade zahlreiche Unkenrufe, die Nominierung der fünf Individualisten betreffend, entdeckt Gustafsson nun wachsenden Teamgeist: "Ich würde sagen, je besser es läuft, desto besser ist auch die Chemie!"

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