Baseball-WM: Fröhliches Ballpflücken

Das deutsche Team fertigt im Auftaktspiel Chinas jugendliche Auswahl mit 14:1 ab und darf mit dem Einzug in die Zwischenrunde rechnen, auch wenn es gegen die USA eine Abreibung gibt.

Der deutsche Baseball-Spieler Simon Gühring (r) schlägt den Ball. Bild: dpa

REGENSBURG taz Greg Frady traut seinen Deutschkenntnissen noch keine Pressekonferenz zu. Doch sollte es einmal so weit sein, wird der Cheftrainer der deutschen Baseball-Nationalmannschaft wohl als Erstes eine der beliebtesten Redewendungen aus dem hiesigen Trainerphrasenarsenal unfallfrei aufsagen können. Denn auch wenn Fradys Mannschaft mit einem in dieser Höhe sensationellen 14:1-Sieg gegen China vor 5.300 fachkundigen Zuschauern in Regensburg in die WM gestartet war, auch wenn damit die Qualifikation für die zweite Runde fast schon gesichert erscheint und auch wenn der Coach das Grinsen nur mit allergrößter Mühe kurzzeitig aus seinem Gesicht zu bannen verstand: Man werde jetzt nach vorn blicken, ließ Frady in breitem Amerikanisch wissen, und "einen Schritt nach dem anderen machen". Nach dem Spiel, das gilt eben auch im Baseball, ist vor dem Spiel.

Dieses nächste Spiel findet heute Abend (19 Uhr, Eurosport2) wieder in Regensburg statt. Der Gegner allerdings besitzt ein anderes Kaliber. Die USA sind der Top-Favorit auf den WM-Titel, auch wenn sie nur mit einer Auswahl aus zweitklassigen Profis antreten, weil die allerbesten Amerikaner aus dem Major-League-Spielbetrieb unabkömmlich sind. Aber auch die zweite Garde, für die vor allem hoffnungsvolle Talente rekrutiert wurden, sollte gut genug sein, die in Regensburg ausgespielte Vorrundengruppe mit China, Venezuela und Deutschland unbeschadet zu überstehen.

Für die Deutschen dagegen wäre das Erreichen der am Sonntag beginnenden Zwischenrunde bereits ein Grund zur Freude. Das scheint mit dem deutlichen Erfolg gegen China schon fast schon geschafft. Entsprechend aufgeräumt die Stimmung nach dem Sieg. "Very happy" über den "Traumstart" sei er, verkündete Frady, bescheinigte nahezu jedem Spieler einzeln, einen "fantastic job" gemacht zu haben, und sparte nicht an Pathos: "Ein Traum ist wahr geworden."

Tatsächlich zeigten die Deutschen eine starke Leistung gegen eine Mannschaft, die mit Rang 16 immerhin sieben Plätze vor ihnen in der Weltrangliste notiert ist. Allerdings: Mit einer "Weltklassemannschaft", zu der sie Frady nach dem Debakel höflicherweise erklärte, hatten es Deutschlands Baseballer nicht zu tun bekommen. Die Chinesen hatten eine Juniorenauswahl mit einem Durchschnittsalter von 20 Jahren nach Europa entsandt. Von der Mannschaft, die im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spielen im heimischen Peking mit einem Sieg gegen Taiwan überraschte, war kein einziger Akteur mit nach Regensburg gekommen.

Die "mangelnde Erfahrung", die Team-Manager Li Yue-Jun seinen Schützlingen bescheinigte, zeigte sich schnell. Die nervösen Chinesen produzierten allzu leichte Fehler in der Verteidigung. Schon im dritten Inning musste Li seinen entnervten Starting Pitcher Li Shuai aus dem Spiel nehmen, nachdem der bereits sechs Runs der Deutschen zugelassen hatte, und ersetzte ihn mit dem erst 15-jährigen Chen Feng. Doch während die Deutschen weiter die von den Chinesen geschlagenen Bälle problemlos aus der Luft pflückten, brannte es bei den Baseballern aus dem Reich der Mitte jedes Mal lichterloh, wenn ein Deutscher den Ball ins Spiel brachte.

Nach drei Innings stand es bereits 8:0, die Partei war entschieden, und Bundestrainer Greg Frady begann damit, fröhlich einzuwechseln, um auch den Bankdrückern Spielpraxis zukommen zu lassen. Aber da war das Publikum schon längst mehr mit der La Ola beschäftigt als mit dem Spiel selbst. Und als die Chinesen im sechsten Inning endlich ihren ersten und einzigen Run ins Ziel brachten, spendeten die Zuschauer gönnerhaft Beifall. Kurz danach war es aber schon vorbei, die letzten beiden Spielabschnitte fielen aus, weil die nur im internationalen Baseball angewandte, im Mutterland USA dagegen unbekannte sogenannte Mitleidsregel zum Einsatz kam: Ab dem siebten Inning wird das Spiel abgebrochen, wenn eine Mannschaft mit zehn oder mehr Runs führt.

Heute gegen die USA, vor dann wahrscheinlich ausverkauftem Haus und 10.000 Zuschauern wird es für die Deutschen vor allem darum gehen zu verhindern, dass diese Regel zu ihren Ungunsten angewendet wird. Denn der Titelverteidiger, auch das vergaß Greg Frady nicht anzumerken, sei "ein sehr starker Gegner". Das nächste Spiel ist bekanntlich immer das schwerste.

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