Niedersachsen-Derby: Hannover weiter ohne Glück

Hannover 96 spielt anständig, aber der VfL Wolfsburg schießt das einzige Tor - ohne sich sonderlich anzustrengen.

Die Wolfsburger Spieler Grafite (M.), Edin Dzeko (r.) bejubeln das Tor von Zvjezdan Misimovic. Bild: dpa

Ein Absturz ist, wie eine Meisterschaft oder ein Aufstieg, ein Prozess. Da geht es nicht um ein einzelnes Spiel, eine Entscheidung, einen Fehler, ein Tor. Es muss einiges zusammen kommen, damit eine Mannschaft, die normalerweise nach 34 Spielen im unteren Mittelfeld der Tabelle landet, 13 Spiele hintereinander nicht gewinnt - davon zwölfmal verliert, davon einige Male richtig hoch. Nach nur 24 Spieltagen mit fünf Eigentoren den Rekord des 1. FC Nürnberg aus der Saison 1990 / 91 einzustellen - auch das muss man erst mal hinkriegen.

So wie die Spieler von Hannover 96, die ihre Serie beim 0 : 1 (0 : 0) gegen den VfL Wolfsburg verlängert haben - trotz eines guten Spiels: Da waren Schüsse von 96-Mittelfeldspieler Elson und Constant Djakpa und ein Kopfball von Wolfsburgs Innenverteidiger Alexander Madlung nach Ecke von Zvjezdan Misimovic. Ein Solo des eingewechselten Mike Hanke (78.) und im Gegenzug das 0 : 1 durch Misimovic (78.).

Wolfsburg spielte entspannt, ohne Körperkontakt. Es sieht nicht so aus, als ob sich der amtierende Deutsche Meister in der Bundesliga noch besonders engagieren will. Hannover dagegen kämpfte, lief viel, sah gut aus und setzte auf eine Schwäche des Wolfsburger Ersatzkeepers Marwin Hitz bei Fernschüssen. Allerdings gingen die Schüsse entweder vorbei oder Hitz zeigte keine solche Schwäche.

Wird ihnen ein solcher Absturz geboten, machen die Zuschauer Fehler und gehen, wenn es drauf ankommt, nicht mehr hin. Wie jetzt beim Spiel gegen den VfL Wolfsburg, als gerade mal 34.300 Zuschauer ins einstige Niedersachsen-Stadion kamen, ihre Mannschaft aber bedingungslos unterstützten.

Die Spieler machen Fehler, nicht nur auf dem Platz. So wie Jan Schlaudraff: Der motzte im Training herum und wurde suspendiert. Und auch die Verantwortlichen patzen: Martin Kind, Präsident und Geschäftsführer von Hannover 96, entließ zwei Trainer, verpflichtete Mirko Slomka und sagte in einem Interview, es gebe nun "keine erneute Trainerdiskussion". Genau das ist eine Trainerdiskussion.

Nach dem Tod Robert Enkes am 10. November und der Erkenntnis, dass er an der Mannschaft nicht spurlos vorüber ging, wurden die Psychologen Andreas Marlovits und Michael Grundwald verpflichtet. Die Zusammenarbeit wurde enger, nun sitzt Marlovits auf der Bank. "Ich kann nicht einschätzen, ob es der Mannschaft jetzt wirklich hilft", sagt Kind. Aber warum hält er dann nicht den Mund?

Ein wichtiges Moment im Prozess des Absturzes sind Verletzungen: Wenn es schlecht läuft, verletzen sich wichtige Spieler wie Hanno Balitsch, Jan Rosenthal, Mikael Forssell, Ya Konan. Ein weiteres wichtiges Moment ist auch, Gegner zur falschen Zeit zu bekommen, bevor sie in eine Krise rutschen oder danach.

So wie jetzt den VfL Wolfsburg, der ansteigende Form zeigt: Die Torjäger treffen wieder und ebenso die Mittelfeldspieler, wie nun Misimovic gegen Hannover. In der zweiten Halbzeit fand 96 kaum noch Mittel, und nach dem Gegentor einzig noch eine Chance des eingewechselten Arnold Bruggink kurz vor Schluss. Hannover bleibt Vorletzter - und stürzt weiter.

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