VfL Wolfsburg gegen Karlsruher SC: In Deckung

Wolfsburg tut sich gegen den KSC schwer, gewinnt aber schon wieder und bleibt Meisterschaftskandidat in spe.

Der Karlsruher Mahir Saglik wird vom Wolfsburger Maskottchen Wölfi getröstet. Bild: dpa

VfL Wolfsburg: Benaglio - Pekarik, Simunek, Barzagli, Schäfer - Josué - Hasebe, Gentner (59. Dejagah) - Misimovic (82. Esswein) - Grafite (71. Madlung), Dzeko

Karlsruher SC: Miller (29. Kornetzky) - Görlitz, Drpic, Langkamp, Eichner - Mutzel, Engelhardt (74. Saglik) - Federico, da Silva (71. Stindl) - Freis, Timm

ZS: 24.459, Tor: 1:0 Dzeko (38.)

WOLFSBURG taz Um die dringendste Frage gleich zu beantworten: Ja, der VfL Wolfsburg kann deutscher Meister werden. Wenn man die restlichen elf Spiele gewinnt. Das gibt sogar Trainer Felix Magath zu. Falls Tabellenführer Hertha dann noch fünf Punkte abgibt, ist die Sache geritzt. Abseits der Mathematik ist die Titelvergabe in der Bundesliga komplizierter. Selbst Bundestrainer Joachim Löw sagte am Wochenende, "in der Sache", habe er "keine Ahnung".

Das mühsame 1:0 der Wölfe gegen den Karlsruher SC ist schwer zu lesen. Einerseits war es der fünfte Sieg in Folge. Man hat die Heimserie ausgebaut (10 Siege aus 11 Spielen) und die formidable Rückrundenserie (16 Punkte aus sechs Spielen) auch. Andererseits hat der VfL zu Hause in der Saison selten sein Spiel so wenig durchgesetzt. Die Kreativzentrale Zvjezdan Misimovic bereitete zwar Edin Dzekos 12. Saisontor (38.) prächtig vor, doch sonst konnte das diesmal als Raute formierte Vierermittelfeld nicht den (mittlerweile) üblichen Kombinationsfußball initiieren. Außen wurde die Grundlinie so gut wie nie erreicht. Das hängt auch damit zusammen, dass Marcel Schäfer nicht die Form hat, die ihn im Herbst in die Nationalmannschaft brachte. Die Defensive kann zwar Konsolidierung vermelden, Keeper Diego Benaglio, zuletzt mit Problemen, ein wohltuendes Clean Sheet für sich verbuchen, aber so richtig stabil sah das nicht aus. Magath rettete das 1:0 mit taktisch funktionierenden Einwechslungen (Madlung für Grafite, Esswein für Misimovic). Wer etwas sehen wollte, musste sich mit singulären Erlebnissen begnügen; hier mal ein Ausweis von Barzaglis exzeptioneller Zweikampfstärke, dort ein Anzeichen, wie wichtig der offensiv denkende Benaglio für den schnellen Spielaufbau ist.

Es ist eine Binsenweisheit, dass es gerade solche glanzlosen Siege sind, die man für einen größeren Coup braucht. "Es ist wichtig, dass man ein bisschen schlechter spielt und drei Punkte holt", sagte Dzeko. Karlsruhe habe "ein bisschen besser gespielt, aber verloren". Der KSC spielte, wie der KSC halt derzeit spielt: okay organisiert, okay engagiert, aber ohne kollektives oder individuelles Know-how übers Toreschießen. 18 Tore hat das Team bisher erzielt, so viel wie Hoffenheims Ibisevic allein. Nun ist man Tabellenletzter. "Uns fehlt der Zug zum Tor. So wird es ganz schwer, in der Bundesliga Punkte zu holen", analysierte KSC-Trainer Edmund Becker. Er spricht damit nur aus, was zum jetzigen Zeitpunkt Allgemeinwissen ist.

Strategisch gesehen, ist dieses 1:0 für VfL-Chef Felix Magath optimal. Hätte Madlung kurz vor Schluss Wolfsburgs zweite echte Chance genutzt, wäre der VfL jetzt Tabellenzweiter und damit erstmals voll im Licht. So ist man gleichauf mit Hoffenheim und den Bayern, bleibt aber weiter in Deckung. Das ist ein Zustand, von dem man die ganze Vorrunde über profitiert hat, in der Aufsteiger 1899 Hoffenheim im Fokus der Öffentlichkeit stand - das nun sehen muss, wie es damit zurechtkommt. Während der VfL als gefühltes Spitzenteam relativ unbeaufsichtigt Team und Systeme entwickelte. Für das abrupte Aus in Uefa-Cup und DFB-Pokal hat sich Magath deshalb nicht rechtfertigen müssen. Im Gegenteil: Er konnte es als Belege seiner These oder Medienstrategie nutzen, nach der man "noch nicht so weit" sei. Beim 2:5 gegen Werder im DFB-Pokalviertelfinale war das letztlich auch die Wahrheit, die auf dem Platz lag. "Es ist nicht unser Ziel, Meister zu werden", sagt Magath. Wäre auch schön blöd, wenn er was anderes sagen würde. Das Ziel bleibt Platz fünf. Das wird schwer genug, so dicht, wie das Feld ist. Am Freitag kommt Schalke. Und danach weiß man mehr? Wahrscheinlicher ist: noch lange nicht.

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