Olympia 2018 in München: Netzwerk der Spieleverderber

Zaghaft formiert sich der Widerstand gegen die Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2018. Bisher ist es nur eine kleine Gruppe, die sich gegen die Bewerbung ausspricht.

Der Mode-Unternehmer Willy Bogner ist Chef der "Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH". Bild: dpa

MÜNCHEN taz | Ganz München ist vom Gedanken beseelt, die olympischen Winterspiele 2018 auszurichten. Ganz München? Nein! Eine kleine Gruppe leistet Widerstand. Sie hat sich unter Federführung der grünen Landtagsfraktion formiert. Mit dabei sind der Bund für Umwelt und Naturschutz und die ÖDP. Offiziell verstehen sich die Gegner als offenes Netzwerk. Sein Name: "NOlympia - Bürger informieren Bürger über Olympia."

Mehrere Dutzend engagierte Bürger, unterstützt durch eine Fraktion im bayrischen Landtag, treten gegen das Milliardenprojekt Olympia mit prominenten Zugpferden wie Magdalena Neuner oder Georg Hackl an. Selbst Grünenchefin Claudia Roth unterstützt die Olympiapläne. In 538 Tagen fällt das IOC die Entscheidung, welche Stadt die Spiele 2018 ausrichten darf.

"Es wird sehr schwierig, die Stimmung zu kippen", gibt der Initiator des Treffens, der grüne Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann, unumwunden zu. "Deswegen setzen wir vor allem auf das Internet und Informationsveranstaltungen." Die Bürger sollen aufgeklärt werden - bezüglich der ökologischen Gefahren, bezüglich der Risiken in der Finanzierung. Bisher wird mit Kosten zwischen 2,9 und 3,5 Milliarden Euro kalkuliert; ob diese eingehalten werden können, bezweifeln die Gegner des Projekts. Für die Sicherheit seien lediglich 20 Millionen Euro eingeplant. Allein diese Summe werde sich vervielfachen, mutmaßt Hartmann.

Was das Kernthema der Grünen, die Umwelt angeht, herrscht indes nicht einmal in der Partei Einigkeit. Die Stadtratsfraktion der Grünen in München steht hinter Olympia und lobt das zukunftsweisende Umweltkonzept; im November stimmte die Fraktion geschlossen für das Mini Bid Book, die erste Bewerbungsmappe, im Münchner Stadtrat. Die Gegner von Olympia bedauern diese Haltung, äußern aber auch Verständnis: "Die Grünen stehen in München in Regierungsverantwortung, außerdem wird es in der Stadt keine gravierenden Auswirkungen geben", sagt Hartmann. Der Landtagsabgeordnete kritisiert die in Garmisch-Partenkirchen geplanten Infrastrukturprojekte; es sei nicht abzuschätzen, welchen Schaden die sensible Alpenwelt nehme: "Der unbedingte Wille, die Spiele auszurichten, ist an Ignoranz gegenüber dem Klimawandel kaum zu überbieten."

Außerdem werde die Landwirtschaft unter Olympia leiden, fraglich erscheint, wie das olympische Dorf in den Alpen nach den Spielen genutzt werden kann. Deswegen streben die Gegner in Garmisch-Partenkirchen ein Bürgerbegehren an: "Wir glauben, dass der Ort das Zünglein bildet!" Die Ausweichstrategie auf Garmisch-Partenkirchen erscheint sinnvoll, da in München die Idee zieht, nach den Sommerspielen 1972 als erste Stadt auch Winterspiele auszutragen. Nicht zu vergessen Oberbürgermeister Christian Ude, der sich mit Olympia, wie Hartmann vermutet, ein Denkmal setzen möchte.

Also verlegt sich die kleine Gruppe auf die kleineren Orte mit dem Ziel, bei der Bevölkerung für Skepsis zu sorgen. "Wenn wir das schaffen, dann vergibt das IOC die Spiele sicher nach Pyeongchang in Südkorea oder Annecy in Frankreich", meint Hartmann.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.