Eishockey-Qualifikation für Olympia: Nur kein Ausrutscher

Gegen eine zweitklassige Konkurrenz will die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ihr Olympiaticket sichern. Ein Gruppensieg beim Turnier in Hannover ist dabei Pflicht.

Alle wollen dabei sein: Olympia im Eishockey-Paradies Kanada. Bild: dpa

Für einen Eishockeyprofi gibt es zurzeit kaum ein schöneres Ziel als die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Vancouver. In Kanada, der Heimat der schnellsten Mannschaftssportart der Welt, wird das Eishockey-Turnier im Februar 2010 über allen anderen Wettbewerben stehen. Da die National Hockey League (NHL) pausieren wird, werden alle Weltstars mitspielen, die Hallen werden - anders als 2006 in Turin - stets ausverkauft sein.

Von Donnerstag an kämpft die von Uwe Krupp gecoachte deutsche Nationalmannschaft nun um ihre Reise zum Traumziel Vancouver. Beim Qualifikationsturnier in Hannover tritt sie gegen Japan, Österreich und Slowenien an, nur das erfolgreichste Team wird in Kanada dabei sein. "Alle müssen gut spielen. Wir dürfen und keinen Ausrutscher leisten. Sonst ist es aus", meint Krupp.

Die Konkurrenz erinnert zwar an eine B-WM - die deutschen Gegner stehen in der Weltrangliste allesamt hinter den Deutschen, was dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) das Turnier-Heimrecht einbrachte. Von einem Vorteil für Deutschland will aber Franz Reindl, Sportdirektor des DEB, nichts wissen. "Es ist kein Selbstläufer, sagt er. "Unsere Chancen stehen bei 50:50." Die Qualifikation für Vancouver ist für Krupps Auswahl auch deshalb von großer Bedeutung, weil gleich nach dem Olympischen Turnier 2010 die Eishockey-Weltmeisterschaft in Deutschland stattfindet. Um das eingeschlafene öffentliche Interesse an der Sportart wieder zu erwecken und möglichst viele Besucher in die Hallen zu locken, sind Erfolge nötig. "Wir wollen uns die nationale Aufmerksamkeit wieder erkämpfen", erklärt Reindl.

Andreas Renz (31), Verteidiger von den Kölner Haien, mit 166 Länderspielen routiniertester deutscher Akteur, meint: "Das sind die wichtigsten drei Spiele der letzten Jahre. Ein Scheitern wäre ein absolutes Fiasko." Am stärksten schätzt Renz die Österreicher ein, gegen die die deutsche Mannschaft im zweiten Turnierspiel am Samstag (15.30 Uhr/DSF) spielt. "Das ist ein Gegner auf Augenhöhe", urteilt er.

Österreich ist in diesem Jahr wieder bei der A-WM in der Schweiz vertreten, anders als die zweitklassigen Japaner, mit denen sich die Deutschen beim Auftakt am Donnerstag (19.30 Uhr) messen müssen. Die Asiaten sind erfahrungsgemäß ein unangenehmer Gegner: "Sie sind klein und wuselig. Sie spielen Eishockey, das man nicht kennt", sagt Renz. Das Team aus Slowenien, am Sonntag (17 Uhr/DSF) Abschlussgegner der Deutschen, sieht Renz als ein wenig schwächer an: "Das ist vielleicht nicht ganz so der Riesengegner", meint er.

Der ehemalige NHL-Profi Krupp stärkt derweil das nordamerikanische Element in der deutschen Mannschaft. Überraschend berief er den deutsch-kanadischen Zweitliga-Stürmer Travis James Mulock (23) von den Tölzer Löwen in sein Aufgebot. Andererseits strich Bundestrainer den Düsseldorfer Routinier und ehemaligen Kapitän Daniel Kreutzer (28) aus dem Team. Die Plätze in seinen ersten beiden Sturmreihen seien besetzt, und er habe Kreutzer keinen Platz in einer hinteren Formation anbieten wollen, begründete Krupp seine Entscheidung.

Mit Sven Butenschön (Mannheim), Richard Mueller (Hamburg), Chris Schmidt (Iserlohn) und John Tripp (Hamburg) gehören vier weitere in Kanada geborene Spieler dem deutschen Team an. Für Mueller und Butenschön hat die Qualifikation für die kanadischen Winterspiele einen ganz speziellen Reiz: Beide Profis sind in Vancouver geboren. "Alle meine Freunde würden Deutschland anfeuern", sagt Mueller, der die Sommermonate stets in seiner Heimatstadt am Pazifik verbringt.

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