1.FC Nürnberg gegen VfB Stuttgart: "Wellen im Kopf"

Nach einer arg desillusionierenden Nullnummer gegen Aufsteiger Nürnberg will sich Champions-League-Teilnehmer VfB Stuttgart noch schnell auf dem Spielermarkt umsehen.

Stuttgarts Trainer Markus Babbel will lieber nicht sehen, wie seine Mannschaft sich über den Rasen schleppt. Bild: dpa

STUTTGART taz Am Samstag lieferten die Unmutsäußerungen aus dem VfB-Fanblock einen ziemlich zuverlässigen Hintergrundkommentar zu den Geschehnissen auf dem Rasen. Zu Beginn der Partie hatte sich noch Gästetorwart Raphael Schäfer wütende Pfiffe anhören müssen - dessen einjähriges VfB-Intermezzo ist beiden Seiten in nachhaltig schlechter Erinnerung geblieben. Mit zunehmender Spieldauer wandte sich die Publikumsaggression dann den eigenen Reihen zu. Immer ärgerlicher quittierten die 30.000 den Vortrag einer Mannschaft, die durch nachlässige Ballverluste, massenweise Rück- und Querpässe und eine gänzlich ideenlose Spielweise auffiel: "Uns hat die geistige Frische gefehlt", gab Stuttgart-Coach Markus Babbel nach der Partie zu. Dass es um die physische Frische nicht besser bestellt war, hatte sowieso jeder gesehen.

"Nürnberg hat es richtig gut gemacht", fand auch Horst Heldt, der "fehlende Aggressivität" und "Wellen im Kopf" seiner Spieler ausgemacht hatte. Kurz darauf gab der Manager zu verstehen, dass er schon etwas länger als das Schalker Publikum von den Transferaktivitäten der Bayern wisse: "Sie sehen, wir sind nicht die Einzigen, die sich noch umtun." Bis Montagabend, wenn die Transferperiode abläuft, will auch der VfB einen weiteren Batzen aus den Gomez-Erlösen reinvestiert haben. "Es gibt da ein paar Spieler, die in der engeren Auswahl sind." Nach Möglichkeit will man im Sturm noch einmal tätig werden, wo Cacau und Pavel Pogrebnyak am Samstag ziemlich in der Luft hingen. Vor allem aber sucht der VfB einen Spieler für die Sechserposition - Martin Lanig fällt wegen eines Kreuzbandrisses länger aus.

VfB Stuttgart: Lehmann - Träsch, Tasci, Niedermeier, Boka - Khedira, Hitzlsperger (62. Hleb) - Gebhart, Simak (46. Elson) - Pogrebnjak, Cacau (80. Schieber)

1. FC Nürnberg: Schäfer - Diekmeier, Wolf, Maroh, Pinola - Kluge (66. Judt), Nordtveit - Risse, Mintal - Vidosic (90. Broich), Charisteas (63. Eigler)

Zuschauer: 42.000 (ausverkauft)

Die Qualität des Kaders soll bis Montagabend jedenfalls deutlich angehoben werden. Zumal spätestens nach der desillusionierenden Partie beim VfB die bange Frage umgeht, ob die Substanz des Kaders für drei Wettbewerbe reicht. Denn eigentlich, so Trainer Markus Babbel, wolle man ja "so lange wie möglich im Dreitagesrhythmus bleiben." Die vergangenen beiden Qualifikationsspiele gegen Timisoara dürften also kein Alibi für die schwache Leistung sein. "Gegen Nürnberg haben wir uns natürlich mehr versprochen", sagte Thomas Hitzlsperger, "aber wir müssen wohl froh sein, dass wir kein Gegentor gekriegt haben."

Man kann sich gut vorstellen, dass sich die Stuttgarter Spieler, bevor sie mit ähnlich diplomatischen Worten den Weg an der wartenden Journalisten vorbei antraten, hinter verschlossenen Türen erst einmal auf die Schenkel geklopft haben bei der Erinnerung an die Vielzahl der vergebenen Club-Chancen. Selbst 4:3-Überzahl-Situationen wurden kläglich verstolpert, der Gegenspieler im Strafraum angeschossen oder der Pfosten malträtiert (Marcel Risse/64.). Da passte es ins Bild, dass Javier Pinola noch in der Nachspielzeit einen Ball aus elf Metern Entfernung ans Außennetz bugsierte, den manch anderer in stockdunkler Nacht versenkt hätte.

CHRISTOPH RUF

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