Honduras unterliegt Spanien: Das Spiel der vergebenen Chancen

Spanien spielt teilweise sehr passiv, vergibt viele Chancen und gewinnt doch verdient mit 2:0. Honduras hingegen war nie wirklich dabei. Und RTL schafft es, 90 Minuten zu nörgeln.

David Villa (re) feiert mit Fernando Torres sein zweites Tor. Bild: dpa

BERLIN taz | Es ist die Szene des Spiels, die 17. Minute, nach ihr ist alles entschieden. Der spanische Stürmer David Villa bekommt den Ball auf der linken Seite, kontrolliert ihn kurz und stürmt dann auf das Tor Honduras zu. Die mittelamerikanischen Abwehrspieler scheinen zu ahnen, was kommt und können doch nichts ausrichten. Also lassen sie ihn passieren und Villa schlenzt den Ball aus elf Metern in den rechten Winkel. 1:0 für Spanien im Ellispark in Johannesburg, das Spiel ist entschieden, Honduras ausgeschieden.

Mit einem Unentschieden hätte Spanien raus sein können, auch für Honduras war es ein Endspiel. Spaniens Trainer Vicente del Bosque stellte vor dem Spiel auf ein 4-4-2-System um, Villa und ein schwacher Fernando Torres im Sturm. Bei Honduras war „der Panter“ David Suazo wieder dabei.

Vor dem Spiel noch hatte RTL-Co-Kommentator Jürgen Klinsmann die „Honduranische Betonmauer“ beschworen, doch die bröselt dann ziemlich schnell. Honduras hat das ganze Spiel über nie den Hauch einer Chance.

Spanien - Honduras 2:0 (1:0)

Spanien: Casillas - Sergio Ramos (77. Arbeloa), Piqué, Puyol, Capdevila - Xabi Alonso, Sergio Busquets - Xavi (66. Fàbregas) - Navas, Torres (70. Mata), Villa

Honduras: Valladares - Mendoza, Chávez, Figueroa, Izaguirre - Wilson Palacios - Guevara, Turcios (63. Núñez) - Martínez, Suazo (84. Jerry Palacios), Espinoza (46. Welcome)

Schiedsrichter: Nishimura (Japan)

Zuschauer: 54.386

Tore: 1:0 Villa (17.), 2:0 Villa (51.)

Besonderes Vorkommnis: Villa (Spanien) verschießt Foulelfmeter (62.)

Gelbe Karten: - / Izaguirre, Turcios

Irgendwann fällt dann das zweite Tor (51. Minute), wieder Villa, der dann noch einen Elfmeter verschießt – und vorbei sind die 90 Minuten, 2:0 heißt es am Ende, Villa ist der Mann des Spiels. So schnell kann es gehen bei einer Weltmeisterschaft, wenn ein technisch und taktisch großartiger Europameister gegen fußballerisches Niemandsland spielt.

Die vermeintliche „Betonmauer“ Honduras steht von der ersten Minute an tief und wartet auf spanische Initiative – die nicht lange auf sich warten lässt. Schon in der fünften Minute hätte der japanische Schiedsrichter Yuichi Nishimura den Spaniern nach Handspiel im Honduranischen Sechzehner einen Elfmeter geben können, zwei Minuten später knallt Villa den Ball aus 25 Metern gegen die Torlatte – kurz: Spanien hat alles im Griff.

So geht es weiter: Sergio Ramos lässt seinen Gegenspieler auf der linken Seite aussehen wie einen E-Jugend-Spieler, flankt perfekt in die Mitte auf Torres – doch „der ist noch nicht so weit“, wie RTL-Co-Kommentator Klinsmann fachdeutelt.

Und so ist das Bemerkenswerte dieses Mal nicht das ach-so-schlechte Spiel, sondern die ewige Nörgelei der RTL-Kommentatoren. Spanien spielt nicht grandios, aber ganz ansehnlich. Einzig: Jürgen Klinsmann und Klaus Veltmann von RTL nörgeln sich in einen kleinen Rausch.

Ein kleiner Auszug. Veltmann: „Das ist keineswegs die spanische Galaveranstaltung, die wir erwartet hatten“, „die sind nicht gierig“, „große Enttäuschung“. Klinsmann immerhin noch mit Fußballpädagogik und Stürmer-Solidarität: „Torres braucht das Gefühl, wieder drin zu sein“. Man möchte ein Taschentuch reichen, bei so enttäuschten Fußballfans am Mikrophon.

Die Frage ist: Was soll bei dieser WM für ein Fußball gespielt werden, damit sich Zufriedenheit einstellt?

Das Spiel jedenfalls läuft derweilen weiter, Spanien erspielt sich noch zahlreiche Chancen, Honduras ist offensiv praktisch nicht existent. Stürmer Suazo wird von seinen Mitspielern scheinbar vergessen, so selten spielen sie ihn an. Erst als sich in der zweiten Hälfte das Spiel ein wenig entzerrt, kommt der Stürmer auch öfter an den Ball, kann aber nichts Zustande bringen.

Und so ist es ein gutes Spiel der Spanier, in der Gruppe H ist wieder alles offen. Denn drei Punkte sind drei Punkte, wie es im Fußball heißt.

Ein Nachspiel befürchten muss hingegen David Villa, der einem Abwehrspieler Honduras von Kameras beobachtet mit der Hand ins Gesicht stupst – und dafür nun eine nachträgliche Sperre befürchten muss.

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