Vor allem in türkischen Biowaren: Chemie-Rückstände in Rosinen

Lebensmittelprüfer entdecken vor allem in türkischen Biowaren Chemie-Rückstände. Auch Kartoffeln aus Ägypten sind belastet. Die meisten anderen Produkte sind aber einwandfrei.

Gebäck mit Rosinen? Da ist Vorsicht geboten. Bild: dpa

BERLIN taz Biolebensmittel aus der Türkei tragen das Ökosiegel besonders häufig zu unrecht, weil sie deutlich mit Pestiziden belastet sind. Dieses Ergebnis des Testprogramms "Ökomonitoring 2007" hat das baden-württembergische Ministerium für Ernährung am Dienstag in Stuttgart veröffentlicht. Für die bundesweit einzigartige Untersuchung überprüften vier Chemische und Veterinäruntersuchungsämter 612 Lebensmittel. Die Resultate des Bundeslandes lassen sich wegen ähnlicher Vertriebsstrukturen auf ganz Deutschland übertragen.

Die Zahlen sind für die türkischen Biobauern niederschmetternd: 50 Prozent der getesteten Produkte aus dem Land enthielten mehr als 0,01 Milligramm Gift pro Kilogramm Ware. Kein Staat schnitt in der Studie schlechter ab. Nur sieben Prozent aller deutschen Produkte fielen auf. Besonders betroffen sind die türkischen Hauptimportprodukte: Getrocknete Aprikosen, Rosinen und Orangen. Bei einigen Zitrusfrüchten spricht das Ministerium klar von Irreführung des Verbrauchers: Das Obst war so stark belastet, dass es sich eindeutig um konventionelle Ware handelt. Das heißt billige Pestizid-Orangen werden als teure Bio-Früchte verkauft. Sind die Giftkonzentrationen geringer, kommen als Ursachen auch Verschmutzungen beispielsweise in einer Sortieranlage infrage, durch die sowohl Bio- als auch konventionelle Ware läuft. Zwar basiert das Urteil der Baden-Württemberger über die türkischen Produkte nur auf zwölf Proben, von denen sie sechs beanstandeten. Aber auch in den Jahren 2002 bis 2006 heimsten sich die Türken eine überdurchschnittliche Beanstandungsquote ein. "Dieses Ergebnis ist auch nach unseren Beobachtungen aus der Praxis kein Zufallsfund", sagte Jochen Neuendorff, Geschäftsführer der Gesellschaft für Ressourcenschutz, die als staatlich zugelassene Kontrollstelle das Bio-Siegel vergibt. "Wenn man mit gezinkten Karten spielt, hat man außerhalb der EU bessere Chancen, damit durchzukommen", meint Neuendorff. Die Aufsicht funktioniere dort oft nicht. Das gilt offenbar auch für Ägypten. Hier landeten die Prüfer in 30 Prozent aller Proben Treffer: bei Kartoffeln.

Dass es etwas bringt, solche Verstöße zu veröffentlichen, zeigt ein weiteres Ergebnis der Studie. Vergangenes Jahr stellten Medien mit Hilfe der Zahlen vor allem Italien an den Pranger. Damals enthielten fast 13 Prozent des getesteten Obst und Gemüses aus dem Mittelmeerland deutliche Giftrückstände. Jetzt sind es nur noch 5,6 Prozent. Die größte Problemware - Karotten - hätten die Läden in Baden-Württemberg kaum noch angeboten, sagte Ernährungsminister Peter Hauk (CDU): "Das ist ein Erfolg des Ökomonitorings."

Insgesamt stellte er der Biobranche gute Noten aus. Rund 93 Prozent der überprüften Frischware habe das Bio-Siegel tatsächlich verdient. Von konventioneller Ware trennt sie Welten. Beispiel: Beerenobst. In Bio-Beeren fanden die Chemiker bei fünf Prozent deutliche Pestizidspuren. Bei konventioneller Ware waren es aber gleich 85 Prozent.

Ähnlich verhält es sich bei Verunreinigungen mit gentechnisch veränderten Bestandteilen. In 47 Prozent der konventionellen Soja-Proben gab es transgene Spuren. Bei Bio-Produkten lag diese Quote bei lediglich 15 Prozent. Doch auch das war weit unter der zugelassenen Grenze von 0,9 Prozent: In keinem Soja- oder Maisprodukt aus Öko-Erzeugung ließen sich Gentech-Spuren von mehr als 0,1 Prozent nachweisen.

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