Gesundheitsschädliche Lebensmittelfarben: Knallbuntes wird gekennzeichnet

Nach langem Streit haben sich EU-Parlament und Ministerrat geeinigt. Künftig werden Lebensmittel mit gesundheitsschädlichen Farbzusätzen mit einem Hinweis versehen.

Gesundheitsschädlich? Künftig soll ein Hinweis Auskunft geben. Bild: dpa

STOCKHOLM taz "Achtung! Dieses Produkt enthält Substanzen, die Allergien auslösen können." Diesem oder einem ähnlich formulierten Hinweis wird man demnächst im Supermarkt begegnen. Denn in der vergangenen Woche haben EU-Parlament und Ministerrat einen entsprechenden Kompromiss zur Kennzeichnung künstlicher Lebensmittelfarben ausgehandelt. Bislang verbergen sich die sogenannten Azofarben noch im Kleingedruckten auf der Rückseite hinter E-Nummern wie E 102, E 104, E 110, E 122, E 124 und E 129.

Für die schwedische Europaabgeordnete Åsa Westlund, Mitglied im Ausschuss des EU-Parlaments für Umwelt, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, zwar nur "die zweitbeste Lösung". Dennoch: "Kein Produzent wird lange versuchen, Waren zu verkaufen, auf denen so deutlich darauf hingewiesen wird, dass sie Allergien und Konzentrationsschwierigkeiten verursachen können", hofft die schwedische EU-Parlamentarierin, die die Verhandlungen mit dem Ministerrat leitete: "Die werden nun ganz von allein vom Markt verschwinden."

Die synthetischen Azofarbstoffe sind häufig in Süßigkeiten und Limonaden zu finden. Doch auch Pudding, Speiseeis, Liköre, Margarine, Käse und Fischprodukte können mit ihnen aufgepeppt sein. Verbraucherschutzorganisationen kämpfen seit Jahren gegen diese Azofarbzusätze, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein und Allergien auszulösen. Eine Studie der Universität Southampton hatte im vergangenen Jahr einen Zusammenhang zwischen Hyperaktivität, Aggressivität und Konzentrationsschwierigkeiten bei Kindern und dem Genuss von Süßigkeiten mit Azofarben gefunden. Ähnliche Untersuchungen gibt es aus Japan und den USA. Auch das EU-Parlament hatte sich deshalb schon länger für ein Verbot starkgemacht, war damit aber auf den Widerstand des Ministerrats gestoßen.

Dieser hatte sich auf eine Beurteilung der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA (European Food Safety Authority) berufen - die zwar einen Zusammenhang zwischen Azofarbstoffkonsum und Gesundheitsschädigungen auch nicht ausschließen kann, aber meint, es seien bislang keine ausreichend überzeugenden Beweise für ein Verbot erbracht worden. Der wahre Grund, so viele KritikerInnen: Die EFSA stütze sich ausschließlich auf ihr wissenschaftliches Gremium für Lebensmittelzusatzstoffe. Und das werde von LobbyistInnen der Lebensmittelindustrie gesteuert.

REINHARD WOLFF

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