Verkeimtes Eis und Fleisch: Lecker ist anders

Geschmacklose Bilanz: Deutsche Lebensmittelkontrolleure beanstanden 15 Prozent aller Proben, jeder vierte Betrieb fällt ihnen auf.

Sieht irgendwie erfrischend aus bei den Temperaturen. Aber keimfrei? Bild: ap

Ein Eis sauber herzustellen ist anscheinend ein Problem. Sahne, Milch, Zucker verrühren, ein paar Früchte hinzu, das Ganze frieren - das klingt einfach. Doch die deutschen Lebensmittelkontrolleure beanstandeten 14 Prozent aller Eis- und Dessertproben, die sie im letzten Jahr nahmen, unter anderem wegen Keimen. Das gab am Donnerstag das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bekannt.

Für die Kontrolle sind in Deutschland die Länder zuständig. Prüfer laufen durch Fabriken, Supermärkte und Restaurants. Und sie schicken Waren ins Labor. Von den gut 400.000 Proben aus dem letzten Jahr hatten 15 Prozent einen Makel. Am häufigsten traf es Fleisch, Fisch und Wurst. Mal monierten die Tester, dass im Wiener Schnitzel Schweinefleisch steckte, obwohl es Kalb sein muss. Mal fielen ihnen Etiketten auf, bei denen Hinweise auf Zutaten fehlten, die Allergien auslösen. Oft mangelt es auch an Hygiene.

Sauberer wird es seit Jahren nicht. 2007 fiel jeder vierte Betrieb, den die Kontrolleure besuchten, unangenehm auf. 2006 war das nicht anders. Angelika Michel-Drews vom Bundesverband der Verbraucherzentralen kritisiert: "Die Lebensmittelkontrolle wird zusammengespart." Tatsächlich ging die Zahl der Kontrollbesuche seit 2002 um 8 Prozent zurück. Letztes Jahr haben die Prüfer nicht mal die Hälfte aller Betriebe inspiziert.

Etwas tut sich doch. Der Umweltverband Greenpeace schickt auch regelmäßig Tester los. In den letzten Jahren spürten sie in Trauben, Paprika oder Erdbeeren oft Rückstände von Spritzmitteln auf - in Dosen über dem gesetzlichen Limit. "Die Supermarktketten verbessern ihre Standards", meint Greenpece-Experte Manfred Krautter aber jetzt. Rewe oder Lidl ziehen häufiger Proben. Und Edeka verspricht - wenn auch schon seit einiger Zeit -, eine "Schwarze Liste" für Ackergifte herauszubringen. Mittel, die darauf sind, werden für Produzenten tabu.

Der Industrieverband Agrar (IVA) zeigt sich da weniger einsichtig. Mitte Juni hat Greenpeace die Studie "Die schmutzigen Portfolios der Pestizidindustrie" vorgestellt. Danach sind knapp die Hälfte der gut 500 Pestizide, die die Chemiekonzerne verkaufen, für Mensch und Natur besonders schädlich. Vergangene Woche erklärte der IVA im Internet: "Nach den Maßstäben von Greenpeace müsste allerdings auch Kochsalz verboten werden", weil es "in hoher Dosierung tödlich wirken" könne. Inzwischen erwirkten die Umweltschützer vorm Hamburger Landgericht eine Unterlassungsverfügung. Wiederholt der IVA seine Aussage, drohen ihm 250.000 Euro Ordnungsstrafe. Industriechemikalien sind mit Kochsalz nicht vergleichbar. Zurück zum Eis: Die gefundenen Keime sollen nicht gefährlich sein.

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