Energiebilanz: Ökostrom kann AKWs ersetzen

Ökostrom legte im vergangenen Jahr deutlich zu. Der Bundesverband Erneuerbare Energie aber fordert mehr Planungssicherheit für Investoren.

Ökostrom. Geht doch! Bild: dpa

BERLIN taz Der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch in Deutschland ist im vergangenen Jahr von 8,0 Prozent auf 9,1 Prozent angestiegen. Der Neubau von Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien hat zuletzt jedoch stagniert. Das teilte der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) am Dienstag mit.

"Mit dem, was hier in den vergangenen Jahren an erneuerbaren Energien aufgebaut wurde, könnte man mittlerweile den Gesamtenergieverbrauch von Ländern wie Portugal, Ungarn oder Norwegen bestreiten", sagte Johannes Lackmann, Präsident des BEE. Insgesamt stammen mittlerweile 219,4 Milliarden Kilowattstunden Bruttoenergieverbrauch in Deutschland aus erneuerbaren Energien.

Bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sei das Potenzial jedoch längst nicht ausgereizt - so etwa bei der Photovoltaik oder der Wasserkraft. Diese kommt langsam in Fahrt und liegt jetzt bei 3,0 Milliarden KWh. 2006 waren es erst 2,2 Milliarden KWh. Der Anteil der Wasserkraft stagnierte zuletzt bei 21,7 Milliarden KWh pro Jahr.

Bei Energie aus fester wie flüssiger Biomasse stagnierte die Entwicklung. Der Anteil der Biokraftstoffe stieg lediglich von 6,6 auf 7,0 Prozent. Nur Biogas konnte von 5,0 Prozent in 2006 auf 8,9 Prozent in 2007 signifikant ansteigen.

Obwohl weniger Neuanlagen als im Vorjahr gebaut wurden, stieg der eingespeiste Strom aus erneuerbaren Energien von 73 Milliarden KWh im Jahr 2006 auf 86,7 Milliarden KWh im Jahr 2007 an. Der Anstieg entspricht der Jahresproduktion eines mittelgroßen Atomkraftwerkes wie etwa Brokdorf.

Die Zunahme erklärt sich hauptsächlich dadurch, dass im vergangenen Jahr mehr Wind verfügbar war als in den Flautenjahren 2005 und 2006. Windkraftanlagen speisten im vergangenen Jahr rund 8 Milliarden KWh Strom mehr ein als 2006 - insgesamt waren es rund 38,5 Milliarden KWh.

Auf niedrigem Niveau bewegt sich im Gesamtenergiemix insbesondere der Anteil der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien.

Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saarbrücken befürchtet, dass sich beim Ausbau der erneuerbaren Wärmeerzeugung auch in absehbarer Zukunft nicht viel bewegen wird. Eine bereits geplante Gesetzesnovelle durch die Bundesregierung bezeichnete er gegenüber der taz als "zahnlosen Tiger": "im Bereich der Wärme wird sich nur mit einem ehrgeizigen Wärmegesetz sowie einer umfassenden Infrastrukturförderung für Wärmenetze etwas verändern". Auch die Kraft-Wärme-Kopplung könne sonst ihr Potenzial nicht ausspielen.

Lackmann forderte die Bundesregierung auf, bei anstehenden Gesetzesvorhaben wie der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, der die erneuerbaren Energien mit einem weitergehenden Anreizsystem fördert und so potenziellen Investoren Planungssicherheit bietet. Dabei müsse auch berücksichtigt werden, dass beispielsweise die Materialkosten für den Bau neuer Anlagen gestiegen seien: "Die bisherigen Ankündigungen der Bundesregierung reichen nicht aus, um den erfolgreichen Kurs der letzten Jahre fortzusetzen."

Bei einigen Technologien wie etwa der Windenergie drohe hierzulande bereits jetzt eine für die Branche bedrohliche Stagnation. Dem stünden weitergehend gute Ergebnisse beim Export gegenüber.

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