Trotz Giftspielzeug-Skandal: Gute Zahlen für deutsches Spielzeug

Das Image von deutschen Spielwaren hat unter dem chinesischen Giftspielzeug-Skandal nicht gelitten - in Nürnberg präsentieren die Unternehmen gute Zahlen.

Vertrauensverlust bei Playmobil? Beim Umsatz nicht zu spüren. Bild: dpa

BERLIN/NÜRNBERG taz Bleihaltige Farben an Spielzeugautos, verschluckbare Magnetteile an Plastikpuppen, giftige Chemikalien in Bastelsets. Die Rückrufaktionen von gefährlichem Spielzeug, das in China produziert wurde, traf im letzten Jahr vor allem den US-Branchenriesen Mattel, der jetzt mit erheblichen Imageproblemen zu kämpfen hat. Profitiert haben dagegen die deutschen Hersteller, die gestärkt aus der Krise hervorgehen. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg, die am Dienstag endete, legten sie gute Zahlen vor.So steigerte Playmobil seinen Umsatz 2007 um 12,5 Prozent auf 427 Millionen Euro."Wir denken schon, dass die Verbraucher gerade nach den Rückrufaktionen vermehrt auf Qualität und Sicherheit setzten", sagte Playmobil-Sprecherin Gisela Kupiak der taz. Die Käufer wüssten, dass Playmobil fast ausschließlich in Deutschland produziere.

Auch Ravensburger wuchs zum fünften Mal in Folge. Ein Umsatzplus von 2,3 Prozent verzeichnete der Spielwarenhersteller 2007. Auch hier setzt man vorwiegend auf deutsche Produktion im eigenen Werk. Etwa zehn Prozent müsse man in China fertigen lassen, allerdings von zertifizierten Betrieben.

In Deutschland stieg der Absatz am Spielzeugmarkt letztes Jahr moderat um ein Prozent. Viele deutsche Hersteller wuchsen demnach stärker als der Markt. "Die Kunden kaufen seit dem letzten Herbst viel bewusster ein und lassen sich das Spielzeug auch wieder etwas kosten", erklärt Ulrich Brobeil vom Branchenverband DVSI. Vor allem im Ausland konnten deutsche Spielwarenfirmen ihren Absatz steigern. Mit ihrem Image hätten die heimischen Hersteller also kein Problem. Für das laufende Jahr erhofft sich die Branche ein Umsatzplus von etwa drei Prozent, so Verbandsvertreter am Dienstag in Nürnberg.

Anders sieht es beim Weltmarktführer Mattel aus. Auf der Spielwarenmesse bemühte sich Vorstandschef Robert A. Eckert darum, Vertrauen zurück zu gewinnen. "Wir haben aus der Sache gelernt", ließ Eckert verlauten. Neue Testverfahren und erhöhte Qualitätsstandards sollen vergleichbare Katastrophen in Zukunft verhindern. Die Produktion in China läuft trotzdem weiter. Etwa 75 Millionen Euro kosteten den weltweiten Marktführer Mattel die Rückrufaktionen im vergangenen Jahr. Der Gewinn fiel im vierten Quartal 2007 wenig überraschend um sieben Prozent auf 362 Millionen Dollar.

Kritik auch an den deutschen Markenherstellern gibt es trotzdem. So warf die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Renate Künast, im Rahmen der Nürnberger Messe den Herstellern vor, sich weiterhin nicht ausreichend um faire Arbeitsbedingungen und Qualität zu bemühen. Gerade mal die Hälfte der DVSI-Mitgliedsunternehmen hätten bisher die 2001 verabschiedete Selbstverpflichtung umgesetzt. Alle anderen würden den strengen Verhaltenskodex für menschenwürdige Produktionsbedingungen bei chinesischen Zulieferbetrieben schlichtweg ignorieren.

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