Statistik über Wohlstand: Rechnen für eine bessere Welt

Die vom französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy beauftragten Nobelpreisträger haben Vorschläge zur Berechnung des Wohlstandes jenseits des Bruttoinlandsproduktes gemacht.

Nobelpreisträger Stiglitz erklärt den französischen Politikern die Welt. Bild: reuters

BERLIN taz/afp | Das Wirtschaftswachstum dürfte bald am Ende sein - zumindest als entscheidendes Maß für den Wohlstand eines Landes. Davon ist der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy überzeugt.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) habe ausgedient und müsse ergänzt werden um die Qualität von Umweltschutz, Sozialleistungen und öffentliche Dienstleistungen, sagte Sarkozy diese Woche in Paris. Der Klimawandel und eine Reform des Kapitalismus seien mit der "Religion der Ziffern" und der "Religion des Marktes" nicht zu lösen. "Frankreich wird dafür kämpfen, dass alle internationalen Organisationen ihr Statistiksystem ändern."

In welche Richtung sich die Datensammler weltweit orientieren sollen, hat eine von Sarkozy eingesetzte hochrangige Kommission in den vergangenen zwei Jahren erarbeitet. Fünf Nobelpreisträger, unter anderem der frühere Weltbankpräsident Joseph Stiglitz, haben gemeinsam mit anderen Experten bestehende Indizes verglichen und jetzt entsprechende Vorschläge vorgelegt.

Statt allein auf das Wirtschaftswachstum zu schauen, fordert die Kommission die Statistiker auf, das gegenwärtige "Wohlergehen" eines Landes zu ermitteln. Dabei spiele das BIP weiterhin eine Rolle. Allerdings müssten zum Beispiel auch das gemittelte Haushaltseinkommen, Familienarbeit, Freizeit, Gesundheit und der Zustand der Umwelt mit einbezogen werden.

Getrennt von den Möglichkeiten zur Messung des aktuellen Wohlergehens behandelt die Kommission die Frage, wie nachhaltig ein Land seinen Wohlstand erwirbt. Denn hierbei gehe es um Aussagen über die Zukunft. Und diese seien wegen der Vielzahl von unterschiedlichen Faktoren, deren Entwicklungen voneinander abhängen, noch komplizierter zu berechnen als der Wohlstand eines Landes.

Ein Autofahrer habe ja schließlich auch wenig von einem Tacho, dessen Nadel ihm gleichzeitig die Geschwindigkeit und den Benzinstand anzeige. Stattdessen müssten die Statistiker ein Armaturenbrett errichten, das die relevanten unterschiedlichen Daten nebeneinander zeige.

Auch die EU denkt über neue Statistiken nach. "Um die Welt zu verändern, müssen wir die Art und Weise ändern, wie wir die Welt verstehen", hatte EU-Umweltkommissar Stavros Dimas vergangene Woche gesagt. "Dafür müssen wir über das BIP hinausgehen." Ein entsprechendes Versuchsprojekt ist für das kommende Jahr geplant.

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