8-jähriges Gymnasium: Länder doktern am Turbo-Abi herum

Überforderte Schüler, genervte Eltern, frustrierte Lehrer: Nach der heftigen Kritik am verkürzten Gymnasium machen sich die Bundesländer an Korrekturen.

Auch nach der Korrektur wird für die G-8-Absolventen die Schule kein Zuckerschlecken sein. Bild: dpa

Nach der heftigen Kritik am von 9 auf 8 Jahre verkürzten Gymnasium gehen die Länder vorsichtig Änderungen an. Zwar hält die Kultusministerkonferenz (KMK) formal an den bis zum Abitur abzulegenden 265 Mindeststunden fest. Davon sollen die Länder in Zukunft aber mehr Stunden zum Üben und Vertiefen und für mehr Projektarbeit und Wahlunterricht verwenden können. Das zeichnete sich während der KMK-Sitzung am Donnerstag ab. Man müsse die Qualität des Abiturs sichern und trotzdem für mehr Flexibilität sorgen, sagte KMK-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).

Klar ist jedoch, dass die Länder auf die Klagen reagieren, die in den vergangenen Wochen über das 8-jährige Gymnasium laut geworden waren. Zu überhastet sei die Reform betrieben worden, im Turbo-Abitur stecke zu viel Stoff, so Kritiker. Die Folge: häufiger Nachmittagsunterricht und Hausaufgaben, die zum Teil bis in den Abend hineinreichen. "Die Bildungspolitiker in den Ländern müssen sich dieser Sorgen annehmen", sagte Kramp-Karrenbauer am Nachmittag.

Das so genannte G8 ist inzwischen in 14 von 16 Bundesländern flächendeckend eingeführt worden. Mehrere Ministerpräsidenten hatten in den vergangenen Wochen eine "Entrümpelung" der Lehrpläne angekündigt oder gar eine Verkürzung der Mindeststundenzahl bis zum Abitur gefordert. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Änderungen angemahnt.

Alle Länder setzten sich derzeit intensiv mit ihren Lehrplänen auseinander und entwickelten diese weiter zu "Kern-Lehrplänen", sagte KMK-Präsidentin Kramp-Karrenbauer. Gleichzeitig müsse auch überprüft werden, ob die Stofffülle über die Unter-, Mittel- und Oberstufe richtig verteilt sei. In den westdeutschen Bundesländern waren im Gegensatz zu den ostdeutschen nur die Klassen 5 bis 9 mit mehr Stoff belastet worden, die Oberstufe blieb unbehelligt. Im Osten war das Abitur nach 12 Jahren aus der DDR übernommen worden.

Die rheinland-pfälzische Kultusministerin und Koordinatorin der SPD-geführten Länder Doris Ahnen (SPD) hat in den Verhandlungen den Ausbau von Ganztagsschulen angemahnt, um so die größere Anzahl an Wochenstunden im 8-jährigen Gymnasium besser in den Griff zu bekommen. In Rheinland-Pfalz dürfen Gymnasien nur dann das Turbo-Abi anbieten, wenn ganztags unterrichtet wird.

Auch das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) fordert einen Ausbau des Ganztagsbetriebs. "Bis zu 36 Stunden Unterricht in der Woche funktionieren nicht in der alten Halbtagsschule", sagte IW-Bildungsexperte Helmut Klein der taz. Nach KMK-Zahlen sind rund 25 Prozent der Gymnasien Ganztagsschulen - zwei Drittel davon allerdings auf rein freiwilliger Basis. Gleichmäßig über den ganzen Tag verteilt wird der Unterricht dort nicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.