AIDS-Geberkonferenz: Milliarden, die nicht reichen

Acht Milliarden Dollar erwartet der Direktor des Aidsfonds von der Geberkonferenz, die in Berlin begonnen hat

Ziel der UN ist es, allen Menschen Zugang zur Aidsbehandlung zu verschaffen. Dafür wird das in Berlin zu sammelnde Geld nicht reichen, meinen Experten. Bild: dpa

BERLIN taz Mit Erwartungen starken Finanzspritzen hat der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria am Mittwoch in Berlin seine Geberkonferenz begonnen. "Wir rechnen mit einer Mindestsumme von über acht Milliarden Dollar", sagte der Exekutivdirektor des Globalen Fonds, Michel Kazatchkine, zur Eröffnung der Konferenz vor Journalisten. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul bekräftigte, Deutschland werde seinen Beitrag zum Fonds im nächsten Jahr von derzeit 87 auf 200 Millionen Euro erhöhen und dies bis zum Jahr 2010 konstant halten. Dies ergebe in drei Jahren eine Summe von 600 Millionen Euro.

"Diese Konferenz erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt", sagte Kazatchkine. Sie sei "die größte internationale Finanzierungsrunde für Gesundheit, die es je gegeben hat". Er erinnerte an das von den Vereinten Nationen gesetzte Ziel, bis 2010 allen Menschen auf der Welt Zugang zu Aidsbehandlung zu gewährleisten. Der Globale Fonds, der bisher einen Umfang von rund zwei Milliarden Dollar im Jahr hat und dieses Jahr auf drei Milliarden gewachsen ist, soll nach seinen Vorstellungen im kommenden Jahr auf vier Milliarden Dollar wachsen, 2009 auf fünf Milliarden und 2010 auf sechs Milliarden. Dies ergibt einen Gesamtfinanzierungsbedarf von 15 Milliarden Dollar.

So viel wird die Geberkonferenz von Berlin nicht bringen. Aber die Zusagen von "mindestens acht Milliarden Dollar", die Kazatchkine erwartet, sind nach seinen Worten nicht alles, womit der Fonds bis 2010 rechnen kann. Die US-Regierung könne aus haushaltsrechtlichen Gründen keine Finanzierungszusagen über mehrere Jahre machen, und die Initiative "Red" für Beiträge aus der Privatwirtschaft, die bisher 45 Millionen Dollar für den Fonds erbracht hat, könne auch noch wachsen. Er sei sich sicher, "2009, wenn es eine Überprüfungskonferenz geben wird, weitere Zusagen" zu erhalten.

Zum Auftakt der Konferenz unterzeichneten die Bundesregierung und der Globale Fonds ein Abkommen zur Lancierung der Entschuldungsinitiative "Debt for Health", mit der Gelder aus Schuldenerlassen in den Fonds fließen und von dort für Gesundheitsprogramme in den betroffenen Ländern ausgegeben werden sollen. Als erstes Land wird dies in Indonesien ausprobiert, mit einem Schuldenerlass von 50 Millionen Euro und einerm Fondsbeitrag daraus von 25 Millionen. Weitere solche Programme sind in Pakistan, Kenia und Peru geplant.

Die vom Globalen Fonds in Aussicht gestellten Finanzierungszuwächse reichen nach Meinung der UN-Aidsbekämpfungsagentur "Unaids" allerdings nicht aus, um bis 2010 tatsächlich universalen Zugang zur Aidsbehandlung zu ermöglichen. Unaids bezifferte den Finanzbedarf dafür in einer gestern veröffentlichten Erklärung auf 42 Milliarden Dollar bis 2010 und 54 Milliarden bis 2015 - sehr viel mehr als selbst die optimistischten Planungen des Aidsfonds. "Unter gegenwärtigen Trends wird die Lücke zwischen vorhandenen und benötigten Finanzmitteln jedes Jahr größer", warnte Unaids.

Als "allgemeiner Zugang" zu Aidsbehandlung gilt nach der Definition der UN, wenn 80 Prozent der Betroffenen behandelt oder unterstützt werden. Dies bedeutet antiretrovirale Aidsbehandlung für 13,7 Millionen Menschen, dazu die Ausbildung von 1,5 Millionen Lehrern, Beratung für 13 Millionen Prostituierte, die Bereitstellung von 10 Milliarden Kondomen und Unterstützung für 19 Millionen Aidswaisen. Derzeit wird nur jedes siebte der weltweit 2,3 Millionen HIV-infizierten Kinder auf der Welt medizinisch versorgt. Wie das UN-Kinderhilfswerk Unicef gestern sagte, koste die Behandlung für Kinder nur noch 46 US-Dollar im Jahr.

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