Abstiegskampf in der Bundesliga: Notbremse nach Desaster

Dramatische Momente im Abstiegskampf. Während das von Dortmund demontierte Bielefeld den Trainer feuert, katapultiert sich plötzlich der KSC mit einem Sieg in Bremen wieder Richtung Relegationsplatz.

Michael Frontzeck hatte sich gewünscht, auch das letzte Saisonspiel "seiner" Arminia leiten zu dürfen - doch die Vereinsbosse wollen ihn nicht mehr. Bild: dpa

DORTMUND dpa | Die Not ist groß, der Zeitpunkt ungewöhnlich, die Maßnahme panikartig - der vom Abstieg bedrohte Bundesligist Arminia Bielefeld geht ohne Trainer Michael Frontzeck in das finale Schicksalsspiel am Samstag gegen Hannover 96. Nur wenige Stunden nach dem deprimierenden 0:6 (0:1)-Debakel in Dortmund zog die Vereinsführung des Tabellen-16. die Notbremse und beendete die Zusammenarbeit mit dem Fußball-Lehrer. "Damit wollen wir die Mannschaft noch mehr in die Pflicht nehmen", sagte Sport- Geschäftsführer Detlev Dammeier voller Hoffnung auf eine Trotzreaktion der Profis im kniffligen Saisonfinale.

Für Frontzeck kam die Entlassung nicht mehr ganz überraschend, eher der Zeitpunkt. "Das ist schon eine besondere Note, am 33. Spieltag entlassen zu werden. Vor allem in einer Situation, in der wir es noch hätten packen können", kommentierte der Coach die Entscheidung. Einen ähnlichen Fall gab es vor 32 Jahren beim damaligen Bundesligaclub Rot-Weiss Essen, der sich als Tabellen-17. eine Runde vor Saisonschluss von Trainer Fritz Pliska trennte. Unter Nachfolger Heinz Wewers beendete RWE die Klasse als 18. und stieg ab.

Der desolate Auftritt des Teams in der 2. Halbzeit sorgte für eine Nacht-und Nebel-Aktion der Vereinsbosse in Ostwestfalen. Mit aller Macht soll der siebte Bundesliga-Abschied abgewendet werden. Noch ist offen, wer das Team beim Showdown gegen Hannover und möglicherweise in den beiden Relegationsspielen betreuen soll. Viel spricht dafür, dass der ehemalige Arminia-Profi Dammeier wie schon im Dezember 2007 übergangsweise auf der Trainerbank Platz nehmen wird. "Das ist eine Alternative", sagte Dammeier am Sonntag im DSF. Frontzeck bedauerte, dass er die Chance am letzten Spieltag nicht mehr bekommen hat. "Schade, dass wir den letzten Weg nicht gemeinsam gegangen sind."

VfB Stuttgart - Energie Cottbus 2:0

Hamburger SV - 1. FC Köln 0:1

Bor. Dortmund - Arm. Bielefeld 6:0

Werder Bremen - Karlsruher SC 1:3

VfL Bochum - Eintr. Frankfurt 2:0

Hannover 96 - VfL Wolfsburg 0:5

Hertha BSC - FC Schalke 0:0

Hoffenheim - Bayern München 2:2

Leverkusen - Mönchengladbach 5:0

Tabelle (Tordiff./Tore/Punkte):

1. VfL Wolfsburg +35 75:40 66

2. Bayern München +28 69:41 64

3. VfB Stuttgart +21 62:41 64

4. Hertha BSC +11 48:37 63

5. Borussia Dortmund +23 59:36 58

6. Hamburger SV +1 46:45 58

7. 1899 Hoffenheim +13 60:47 52

8. FC Schalke +13 45:32 50

9. Bayer Leverkusen +16 59:43 49

10. Werder Bremen +18 63:45 45

11. Hannover 96 -20 47:67 39

12. 1. FC Köln -15 34:49 38

13. Eintracht Frankfurt -20 37:57 33

14. VfL Bochum -16 38:54 31

15. Mönchengladbach -23 38:61 30

16. Arminia Bielefeld -27 27:54 27

17. Energie Cottbus -30 27:57 27

18. Karlsruher SC -28 26:54 26

Letzter Spieltag:

Samstag, 23.05.2009, 15:30 Uhr:

FC Schalke 04 - 1899 Hoffenheim

VfL Wolfsburg - Werder Bremen

Eintr. Frankfurt - Hamburger SV

Bayern München - VfB Stuttgart

Energie Cottbus - Leverkusen

Arminia Bielefeld - Hannover 96

Karlsruher SC - Hertha BSC

1. FC Köln - VfL Bochum

Mönchengladbach - Bor. Dortmund

Nur ein Sieg über Hannover bewahrt die Ostwestfalen sicher vor dem direkten Absturz. Bleibt sie auf dem 16. Rang, könnte sie über die beiden Relegationsspiele die Klasse halten. Die Chancen auf eine Rettung schon am letzten Spieltag sind gering. Immerhin weist der Tabellen-15. aus Mönchengladbach drei Punkte mehr und das bessere Torverhältnis auf. Frontzeck glaubt noch immer an ein Happy End für die Arminia: "Die Mannschaft hat alle Chancen, es zu schaffen."

Im Abstiegslotto 2 plus 1 aus 4 hat sich der KSC mit dem überraschenden 3:1-Sieg in Bremen noch einmal in Position gebracht. "Unsere Chancen sind von ein oder zwei Prozent auf zwölf Prozent gestiegen", befand Karlsruhes Profi Christian Eichner. Sollten Energie Cottbus (gegen Bayer Leverkusen) oder Arminia Bielefeld (gegen Hannover 96) patzen, kann der KSC mit einem Sieg gegen Hertha BSC noch Rang 16 erreichen. Den will Borussia Mönchengladbach nach der desolaten 0:5-Niederlage in Düsseldorf gegen Bayer Leverkusen vermeiden. "Für die Psyche und die Gemütslage war es nicht gut", sagte Trainer Hans Meyer, dessen Mannschaft bis zum Bundesliga- Saisonfinale um den Klassenverbleib zittern muss. Bei drei Punkten Vorsprung reicht den Gladbachern allerdings ein Remis gegen Borussia Dortmund, um den Klassenverbleib zu sichern. "Wir haben noch ein Heimspiel und es selbst in der Hand", so Mayer.

Die Mönchengladbacher gingen zwar psychologisch gestärkt durch zwei Last-Minute-Siege gegen Schalke und Cottbus in das Duell, mussten aber auf fünf Spieler verzichten. Besonders in der erste Hälfte konnten sie nicht viel bieten. Bei der einzigen Großchance schlug Roberto Colautti (9.) unbeholfen über den Ball.

Direkter Konkurrent Cottbus muss nach seiner 0:2-Niederlage in Stuttgart am letzten Spieltag nun unbedingt gegen Pokalfinalist Bayer Leverkusen punkten und zudem auf einen Patzer der weiterhin punktgleichen Bielefelder hoffen, um zumindest noch den Relegationsplatz zu erreichen. "Wir geben nicht auf und werden bis zum Schluss alles geben. Wir machen das schon", versprach Torwart Gerhard Tremmel nach einem Blick auf die Tabelle. Die zeitgleiche 0:6-Schlappe der Arminia in Dortmund hatte immerhin für einen Lichtblick gesorgt.

Kapitän Timo Rost fiel es jedoch schwer, die dritte Pleite binnen einer Woche zu verdauen. "Unser Konzept wäre aufgegangen, wenn wir ein Tor geschossen hätten. Jetzt stehen wir da", schimpfte der Mittelfeldspieler. Lange hatten die Gäste den schwachen Schwaben vor 55.500 Zuschauern wie geplant das Leben schwer gemacht und bis auf das Freistoßtor von Thomas Hitzlsperger (19. Minute) nichts zugelassen. "Wir haben alles probiert", befand Trainer Bojan Prasnikar, dem in Dimitar Rangelow und Ivica Iliev erneut zwei wertvolle Offensivkräfte fehlten.

Verabschiedet hat sich der VfL Bochum aus dem Abstiegskampf. Die Mannschaft von Trainer Marcel Koller schaffte mit dem 2:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt den vorzeitigen Klassenverbleib. "Es war eine verdammt schwere Saison", befand Trainer Koller und genoss den überschwänglichen Jubel der Fans.

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