Adventskalender (19): Safe Place für Fahrräder

In Potsdam wird jeder dritte Fahrraddiebstahl aufgeklärt. Berlin hingegen scheitert an der Fünf-Prozent-Hürde.

Nur noch das Vorderrad eines Fahrrads ist an einem Fahrradständer angeschlossen

Da war nur noch das Vorderrad da: Der klassische Schockmoment für Rad­fah­re­r*in­nen Foto: Jens Kalaene/dpa

Es gibt sie noch, die nicht ganz so schlechten Dinge – auch wenn sie derzeit rar gesät sind. In diesem Adventskalender zaubern wir jeden Tag etwas Meckerfreies aus unserem Kalender. Sei's kulinarisch oder klimatisch, musikalisch, oder, wie heute, kriminalistisch.

Für Ber­li­ne­r*in­nen sind sie mehr als nur Fortbewegungsmittel, sie sind Identifika­tions­­merkmale. Das Lastenrad der Yuppies, das E-Bike der Rentner*innen, das Rennrad der Hipster – für ihre kostbaren Räder sind sie bereit, beträchtliche Summen zu zahlen. Ihr Klau ist daher umso frustrierender.

Davon können die Menschen in der Hauptstadt ein Liedchen singen: 2022 wurden hier 28.801 Fahrraddiebstähle erfasst. Davon aufgeklärt wurden lediglich vier Prozent. Dass die Rad­fah­re­r*in­nen sich täglich abmühen, ihre Prachtstücke in den fünften Stock zu tragen, hat also seine Berechtigung.

Anders sieht es in Potsdam aus. Hier kann man sein Rad sorgenfrei auf der Straße stehen lassen. Denn auf die Potsdamer Polizei ist Verlass: Im vergangenen Jahr konnte sie mehr als 30 Prozent aller Fahrraddiebstähle einem Verdächtigen zuordnen. 2021 lag die Aufklärungsquote noch bei fünf Prozent. „Das ist ein herausragender Erfolg für die Sicherheit der radfahrenden Bevölkerung“, sagt Christian Hylla, Leiter der Polizeiinspektion Potsdam.

Täglich acht Zi­vil­be­am­t*in­nen im Einsatz

Nachdem 2021 in Potsdam eine sehr hohe Anzahl an Fahrraddiebstählen erfasst worden war, hatte die Polizei ihre Bemühungen zur Aufdeckung verstärkt. Seitdem werden acht Be­am­t*in­nen eingesetzt, die in der Stadt täglich in Zivil patrouillieren und mögliche Diebstähle verhindern.

Auch bei der Berliner Polizei wird auf die zivile Be­am­t*in­nen gesetzt. Deren Aufklärungserfolg scheitert jedoch noch immer an der Fünf-Prozent-Hürde. Das könnte auch daran liegen, dass zivile Kräfte nur „nach personeller Verfügbarkeit“ und „bedarfsorientiert im Rahmen des täglichen Dienstes“ eingesetzt werden, wie ein Polizeisprecher dem RBB mitteilte.

Ebenso wenig engagiert klingt auch die Antwort der Polizei auf eine Anfrage der taz: „Ihre Anfrage ist bei der Polizei Berlin eingegangen und befindet sich in Bearbeitung.“ Die angekündigte Beantwortung, die „innerhalb der nächsten drei bis fünf Werktage“ erfolgen soll, erfolgt nie.

Wenn sich die Polizei um die Fahrraddiebstähle weiterhin so schleppend kümmert wie um ihre Presseanfragen, müssen Rad­fah­re­r*in­nen bald nach Potsdam auswandern – oder ihr Fortbewegungsmittel weiter in die eigene Wohnung schleppen.

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