Ägyptischer Blogger wieder frei: Militärrat begnadigt Maikel Nabil
Der ägyptische Blogger Maikel Nabil Sanad ist vom Obersten Militärrat begnadigt worden. In einem Video bedankt er sich bei Unterstützern und kündigt an, weiter politisch arbeiten zu wollen.
BERLIN taz | Der ägyptische Blogger Maikel Nabil Sanad ist frei. Laut Amnesty International wurde der 26-Jährige am 24. Januar, einen Tag vor dem Jahrestag des Ausbruchs der Revolution in Ägypten, aus der Haft entlassen. Von August bis zum Ende des Jahres 2011 war Nabil im Hungerstreik. Mitte Dezember verurteilte ihn ein Militärgericht zu zwei Jahren Haft.
Jetzt hat ihn der Oberste Militärrat (SCAF) begnadigt – nicht von einer Schuld freigesprochen. "Es scheint, als habe der Militärrat ihn nur freigelassen, um Kritik anlässlich des Jahrestages der 'Revolution des 25. Januar' zu vermeiden", heißt es in der Stellungnahme von Amnesty International. Laut der Menschenrechtsorganisation sind zwischen Januar und August 2011 12.000 Zivilpersonen vor ein Militärgericht gestellt worden.
In einer Videobotschaft bedankt sich Nabil für die internationale Aufmerksamkeit und Unterstützung für seine Freilassung. Begnadigt und "entschuldigt" worden zu sein, weist er zurück – er habe kein Verbrechen begangen, sondern nur von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht. Er kritisiert den Obersten Militärrat als diktatorisches Regime und kündigt an, seine politische Arbeit wieder aufzunehmen, sobald er sich erholt und medizinisch hat versorgen lassen.
Nabil hatte seit dem Jahr 2006 in seinem Blog kritisch über die Armee geschrieben und auch nach dem Sturz Mubaraks kritisierte er die neue Militärführung. Kurz darauf wurde er festgenommen. 302 Tage saß er in Haft. BÖ
Leser*innenkommentare
Dr. rer. Nat. Harald Wenk
Gast
Um zur strukturellen Eisnchätzung von "Arabellion" beizutragen.
Das Militär ist ein Art zweite Regierung in vielen
3. und 4. Welt Staaten, auch im Nahen Osten.
Daher ist der Militärrat erst einmal die Fortsetzung der alten Strukturen mit härteren Mitteln.
Die religöse Schlagseite der Diskure im Nahen Osten selbst macht es für Westler schwierig zu erkennen, was die Beteiligten den richtig einschätzen oder nicht.