Ärger um einen Park in Madrid: Bäume fällen für die U-Bahn

Eigentlich sollte eine neue U-Bahn-Station in Madrid auf einer Hauptstraße entstehen. Jetzt sollen ein Park und Bäume weichen. Anwohner sind wütend.

Viele Menschen stehen auf einem U-Bahnsteig und warten auf den Zug

Madrids U-Bahn soll größer werden – ausgerechnet in einem der wenigen Parks Foto: Paul White/ap

MADRID taz | Die Menschen im Stadtteil Arganzue­la in Madrid sind aufgebracht. Regionalregierung und Stadtverwaltung – beide in Händen der konservativen Partido Popular (PP) – wollen im einzigen großen Park des Bezirks 1.027 Bäume fällen, darunter eine über 50 Jahre alte Platanenallee.

Der Grund: Es soll eine U-Bahn gebaut werden. Und genau hier im Park soll die Tunnelbohrmaschine im Boden verschwinden, hier soll während der mehrere Jahre dauernden Arbeiten die Kontrollzentrale stehen, und hier soll ein U-Bahnhof gebaut werden.

Am Wochenende gingen zum wiederholten Male Tausende Anwohner – meist ganze Familien – in den Park, um sich für ihre Bäume einzusetzen. Sie haben mittlerweile eine einstweilige Verfügung gegen den Baubeginn beantragt und kündigen an, sich im Notfall den Bau­maschinen in den Weg zu stellen.

„Der Bürgermeister fällt lieber Bäume, als eine Straße für den Verkehr zu sperren“, beschwert sich eine der Sprecherinnen der spontan entstanden Anwohnerinitiative, Susana de la Higuera. Sie verweist auf den ursprünglichen Plan für die Linie 11. Dort waren die Bauarbeiten und der neue U-Bahnhof nicht im Park „Madrid Río“ vorgesehen, sondern gleich nebenan auf einer der Hauptstraßen des Stadtteils. Kein einziger Baum hätte gefällt werden müssen.

Rund 80.000 Bäume sind in vier Jahren verschwunden

Über die Gründe des Sinneswandels schweigen sich die Regionalregierung und Bürgermeister José Luis Martínez Almeida aus. Und die U-Bahn-Verwaltung erklärt nur, es gehe darum, Abstand zu einer unterirdischen Schnellstraße zu halten. Doch die gab es schon, als der ursprüngliche Plan ausgearbeitet wurde.

„Wir werden mehr neue Bäume pflanzen, als wir fällen“, sagt Bürgermeister Almeida. Er kündigt 19.513 neue Bäume an. Wo und wann, lässt er offen. Ein Blick in die Statistiken zeigt: ­Almeida ist kein Freund von Bäumen. Standen bei seinem Amtsantritt 2019 im Stadtgebiet noch 400.000 Bäume, waren es Ende 2022 nur noch 322.000. Almeida verweist immer wieder auf das Winterunwetter „Filomena“ vor zwei Jahren, bei dem viele Bäume durch die hohe Schneelast beschädigt wurden. Danach mussten 21.000 Bäume gefällt werden. Was mit dem Rest passiert ist, zeigen die Statistiken nicht.

Die Umweltschutzorganisation „Ecologistas en Acción“ hat eine Erklärung: „Es reicht ein Spaziergang durch die zahlreichen Baustellen in Madrid, um zu sehen, wie die Bäume nicht geschützt werden. Wurzeln werden beschädigt, der Boden abgetragen. Der Baum stirbt nicht sofort, sondern in ein paar Jahren. Er wird dann mit der Begründung gefällt, er sei krank.“

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