AfD und Diktaturgedenken: Mehr als ein „innerer Konflikt“

Die Berliner Gedenkstätte Hohenschönhausen im Ex-Stasi-Knast distanziert sich vom Förderverein. Dahinter steht mehr als persönlicher Streit.

Profilbild von Hubertus Knabe, im Hintergrund ein Porträtfoto von Erich Honecker

Gedenkstättenleiter Knabe vor Staatsratsvorsitzendem Foto: dpa

Am Dienstag setzte Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, die Zusammenarbeit der Gedenkstätte mit ihrem Förderverein aus. Man sehe mit Sorge „die vermehrten inneren Konflikte in dem Verein“. Diese würden dem Ansehen der Gedenkstättenstiftung schaden.

Anlass ist eine Beschwerde von Stephan Hilsberg, Mitglied im Vorstand des Fördervereins. Der frühere DDR-Bürgerrechtler beklagte in einem offenen Brief an Hubertus Knabe, dieser sei die Gefahr einer Unterwanderung des Fördervereins durch die AfD „nicht in ihrer ganzen Dimension zu erfassen bereit“. Der Vorsitzende des Fördervereins, der Burschenschaftler und frühere MDR-Redakteur Jörg Kürschner, mache den Verein zu einem „Aufmarschplatz der AfD“. Das widerspreche dem Ziel der Verankerung „demokratischer Werte, wie Freiheit, insbesondere Meinungsfreiheit, Toleranz, Pluralität und Rechtsstaat im gesellschaftlichen Bewusstsein“.

Schon im vergangenen Jahr nahm der Verein den Berliner AfD-Chef Padzierski auf, woraufhin die Schriftführerin des Vorstands ihr Amt niederlegte. Jörg Kürschner selbst ist seit einigen Monaten wieder publizistisch tätig: als Autor für die Junge Freiheit, das mediale Sammelbecken der Neuen Rechten. Dort gibt er der AfD Ratschläge für erfolgreiches parlamentarisches Agieren und schreibt Angela Merkel nieder.

Schon im vergangenen Jahr nahm der Verein den Berliner AfD-Chef Padzierski auf

Knabes Schadensbegrenzung durch Distanzierung vom Förderverein ist so bequem wie durchschaubar. Hilsbergs späten Versuch, auf die Folgesymptome eines hyper­ideologisierten Gedenkkonzeptes öffentlich hinzuweisen, einfach als „inneren Konflikt“ abzutun, ignoriert mit Absicht das zugrunde liegende Problem.

Die politischen Äußerungen Kürschners und einiger anderer aus dem Umfeld der Gedenkstätte sind anschauliche Belege für die These, dass das Gegenteil zur DDR eben nicht automatisch genannte demokratische Werte sind. Der rasende Antikommunismus vieler Ex-Bürgerrechtler ist verständlich. Ihrem Status als Opfer eines Unrechtsregimes, deren Erfahrungen bewahrt werden müssen, tut er keinen Abbruch. Die alleinige Legitimation der musealen Erzählung durch die Ablehnung der DDR hilft aber offensichtlich nicht bei der nachhaltigen Verankerung von Toleranz, Pluralität und Rechtsstaatlichkeit und wird nicht zufällig von der AfD als freundliche Einladung verstanden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.