Anschlagserie im Irak: Gegen Sicherheitskräfte und Schiiten

Zahlreiche Sprengsätze, Autobomben und Selbstmordattentate erschüttern den Irak. Die Gewalt ist auch Ausdruck einer politischen Krise, die durch den Syrienkonflikt verstärkt wird.

Feuerwehrmänner löschen in Kirkuk ein zerbombtes Fahrzeug. Bild: reuters

ANTAKYA taz | Die schlimmste Anschlagsserie seit Monaten hat am Montag im Irak mehr als 100 Tote und über 200 Verletzte gefordert. Bereits am Wochenende hatten Extremisten mehrere Bombenanschläge verübt, denen laut den Behörden 20 Personen zum Opfer fielen. Die Gewaltwelle vom Montag konzentrierte sich vor allem auf den Großraum von Bagdad und die Gegend um die umstrittene Erdölstadt Kirkuk im Norden des Landes.

Insgesamt erschütterte die Gewalt 13 Städte, wobei sich zahlreiche Anschläge gegen die Sicherheitskräfte richteten. Wie schon am Sonntag griffen die Täter aber auch zivile schiitische Ziele an.

Nach Polizeiangaben begann die Anschlagsserie früh morgens in Tadschi, einer mehrheitlich sunnitischen Stadt rund 20 Kilometer nördlich von Bagdad. Sprengsätze, Autobomben und ein Selbstmordattentäter rissen mindestens 40 Personen in den Tod.

Im nahen, mehrheitlich schiitischen Dulueya forderte ein Angriff auf eine Armeebasis 15 Tote. In Kirkuk explodierten nach offiziellen Angaben mindestens fünf Autobomben. Bei einem Angriff in Mossul wurden laut der Polizei sechs Soldaten und zwei Zivilisten getötet.

Bomben im Armenhaus

In Sadr City, dem schiitischen Armenhaus im Nordosten von Bagdad, fielen zwei Autobombenanschlägen auf eine Behörde mindestens 12 Personen zum Opfer. Zudem explodierten der Polizei zufolge in einem schiitischen Vorort von Bagdad und in im ebenfalls schiitischen Diwaniya mehrere Sprengsätze.

Erst am Sonntag hatten Extremisten südlich von Bagdad und in Nadschaf, dem Zentrum der schiitischen Gelehrsamkeit, mehrere Autobomben gezündet.

Kürzlich hatte der Chef von al-Qaida im Irak, Abu Bakir al-Baghdadi, mit weiteren Anschlägen gedroht. Gleichzeitig erklärte er, al-Qaida kehre wieder an Orte zurück, aus denen sie nach zähem Kampf von den USA vertrieben worden waren.

Machtlose Sunniten

Dass sich die Sunniten wie vor einem halben Jahrzehnt wieder auf ein Bündnis mit den Terroristen einlassen, scheint unwahrscheinlich. Aber die Frustration unter vielen Sunniten über ihre Machtlosigkeit gegenüber den Schiiten ist enorm.

Seit Monaten führen sunnitische, kurdische und etliche schiitische Parteien Gespräche, um den schiitischen Regierungschef Nuri al-Maliki in die Knie zu zwingen.

Maliki hat den Abzug der USA im Dezember genutzt, um die Macht in den Händen seiner Partei weiter zu zementieren. Die sogenannte Einheitsregierung besteht allenfalls auf dem Papier.

Sunniten warten auf Umsturz

Seine Gegner sind jedoch untereinander zerstritten, und Druck seitens des Irans sorgt dafür, dass Malikis schiitische Gegner es bei lautstarker Rhetorik belassen und nicht aus der Koalition ausscheren.

Die Sunniten warten deshalb auf den Umsturz in Syrien. Dabei setzen sie darauf, dass ein Zusammenbruch der Achse Teheran–Damaskus auch die Schiiten im Irak schwächt.

Mehrfach haben irakische Regierungsvertreter erklärt, Al-Qaida-Kämpfer seien aus dem Irak nach Syrien abgezogen. Sollte das stimmen, ist ihre Reserve im Irak offenbar stark genug, um immer häufiger Attentate zu verüben.

Erst vor zwei Wochen fielen mehreren Anschlägen mindestens 40 Personen zum Opfer.

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