Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn: Nach dem Streik ist vor dem Streik

GDL-Chef Claus Weselsky warnt: Wenn die Deutsche Bahn weiterhin nicht ernsthaft über Arbeitszeitverkürzung verhandeln will, droht der nächste Streik.

Um das leuchtende Logo der Deutschen Bahn fliegen zwei Krähen.

Ein weiterer Streik der GDL liegt in der Luft Foto: Julian Stratenschulte/dpa

MAGDEBURG dpa/taz Nach Ende des Streiks am Freitagabend will die Lokführergewerkschaft GDL den Arbeitgebern „ein Stück weit“ Zeit lassen. „Wenn nichts passiert, dann ist der nächste Arbeitskampf unvermeidlich“, kündigte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am Freitagmittag in Magdeburg an. Dem Vorstand der Deutschen Bahn warf Weselsky vor, die Verhandlungen bisher zu blockieren.

Hingegen sei der Streik beim Verkehrsunternehmen Transdev vorzeitig am Freitag 12.00 Uhr beendet worden. Der GDL-Chef sprach von einem „starken Signal“. Das Unternehmen habe als Angebot für eine Wiederaufnahme der Verhandlung eine Senkung der Wochenarbeitszeit angekündigt, erklärte Wesesky. „Wir müssen dennoch eine ganze Reihe von Punkten verhandeln, wir haben noch keinen Abschluss.“

Die Transdev-Gruppe als Muttergesellschaft habe eine Rückkehr an den Verhandlungstisch und ein frühzeitiges Ende des Ausstands erreicht, teilte die Trans Regio Deutsche Regionalbahn hierzu mit. Bei der Deutschen Bahn endet die Arbeitsniederlegung am Freitag um 18.00 Uhr. „Wer sagt, er verhandelt nicht mit uns über Absenkung der Wochenarbeitszeit, wird bestreikt“, bekräftigte Weselsky.

Eine Verärgerung bei Bahnreisenden angesichts ausfallender Züge sei normal, erklärte der Gewerkschaftschef. „Dennoch wissen die Menschen, dass die Gewerkschaften eine wichtige Funktion in diesem Land haben.“

Die GDL hatte den Streik im Personenverkehr der Deutschen Bahn am Mittwochmorgen begonnen, im Güterverkehr wird seit Dienstagabend gestreikt. Mit dem Arbeitskampf will die Gewerkschaft den Druck auf die Bahn erhöhen, um im Tarifkonflikt mit dem Konzern unter anderem eine Arbeitszeitreduzierung für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich zu erreichen. Die Deutsche Bahn lehnt das bisher ab.

Bahnvorstände machen Kasse

Weitaus aufgeschlossener zeigt sich der Staatskonzern hingegen, wenn es um die Begehrlichkeiten seines Führungspersonals geht. So berichtet der Spiegel, dass die umstrittenen Bonuszahlungen an das Management noch üppiger ausfallen könnten als bislang angenommen. Denn aufgrund einer Sonderregelung sollen wohl die Boni auch noch verzinst ausbezahlt werden.

Nach Informationen des Spiegels könnten die Zulagen mit bis zu 7 Prozent verzinst werden. Für Bahn-Chef Richard Lutz würde das bedeuten, zusätzlich zu seinem Bonus von knapp 1,3 Millionen Euro noch einen fünfstelligen Betrag obendrauf zu bekommen. Nicht nur der Vorstand, sondern auch die rund 1.100 Top-Führungskräfte und die circa 2.400 leitenden Führungskräfte der Bahn könnten von solch einer Großzügigkeit profitieren.

Wobei schon die Boni an sich fragwürdig erscheinen. Denn ihre Zahlung erfolgt rückwirkend für das Jahr 2022. Damals durften sie nicht ausgezahlt werden, weil die Deutsche Bahn die Strompreisbremse als staatliche Unterstützung nutzte. Rechtlich zulässig, moralisch zweifelhaft, wurden die Boni für das Toppersonal damals jedoch nicht einfach gestrichen, sondern nur ausgesetzt.

Nach dem Auslaufen der Strompreisbremse zum Jahresbeginn geht es daher jetzt ans Kassemachen. Die Boni kommen für die neun Vorstandsmitglieder im Jahr 2022 zum Grundgehalt von insgesamt rund 4 Millionen Euro dazu. Laut Konzernbericht erhalten sie so rund 9 Millionen Euro. Und da könnten jetzt die Zinsen noch obendrauf kommen.

Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums teilte dem Spiegel mit, die Entscheidung obliege dem Aufsichtsrat der Bahn. Die einschlägigen Regelungen zu den Energiepreisbremsen sähen eigentlich „keine Verzinsung für Boni vor“. Im Bahnaufsichtsrat sitzen unter anderem Ver­tre­te­r:in­nen des Finanz-, des Verkehrs- und des Wirtschaftsministeriums sowie Bundestagsabgeordnete der SPD, der Grünen und der FDP.

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