Selbstmordanschlag in Grosny

Bei zwei Explosionen im Gebäude der pro-russischen Regierung Tschetscheniens sterben dutzende Menschen. Hinter dem Attentat stecken vermutlich Unabhängigkeitskämpfer. In Moskau werden die Sicherheitsmaßnahmen drastisch verschärft

MOSKAU rtr/afp ■ Über 40 Menschen sind gestern bei einem Selbstmordanschlag auf den Regierungssitz in der russischen Republik Tschetschenien getötet worden, wie der amtierende tschetschenische Staatsanwalt Wladimir Krawtschenko mitteilte. Die Zahl der Verletzten sei noch unklar. Nach seinen Worten sind ein Geländewagen und ein Lastwagen, voll gepackt mit etwa einer Tonne Sprengstoff, in das Gebäude im Zentrum der Hauptstadt Grosny gerast.

Der Chef der pro-russischen Regierung Tschetscheniens, Achmad Kadyrow, sei nicht verletzt worden, meldeten russische Agenturen. Der Fernsehsender NTW berichtete, innerhalb einer Minute habe es zwei Explosionen gegeben.

NTW zeigte Bilder der Ruine des fünfstöckigen Gebäudes. Mit Blut überströmte Menschen kletterten aus den Trümmern, unterstützt von Soldaten und anderen Helfern. Über eine große Fläche lagen Trümmer verteilt. Autos in der Nähe des Gebäudes wurden zerstört.

Das Haus war eines der wenigen, das wieder aufgebaut worden war, nachdem die russische Armee die Stadt in der abtrünnigen Kaukasusrepublik im Jahr 2000 eingenommen hatte. Normalerweise arbeiten dort 150 bis 200 Personen.

Der Anschlag wurde offenbar von tschetschenischen Unabhängigkeitskämpfern verübt. Dies habe ein nicht näher identifizierter „Kommandeur“ in einem Anruf mitgeteilt, hieß es gestern auf der von tschetschenischen Kämpfern betriebene Internetseite www.kavkazcenter.com.

Im Oktober hatten tschetschenische Extremisten in Moskau ein Theater besetzt und hunderte Menschen als Geiseln genommen. Bei der Befreiungsaktion unter Einsatz von Narkosegas starben 128 Geiseln und alle 41 Extremisten.

Unterdessen verschärfte die Polizei in Moskau ihre Sicherheitsmaßnahmen drastisch, wie die russische Nachrichtenagentur ITAR-TASS meldete. Die Beamten liefen verstärkt Streife und kontrollierten auf Bahn- und Flughäfen zahlreiche Menschen. Auf den Hauptstraßen hielt die Polizei verdächtige Fahrzeuge an; auch vor Ministerien und Kraftwerken wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Für die Beamten galt eine Urlaubssperre, wie es unter Berufung auf die Polizei hieß.

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