EU haut den Fisch in die Pfanne

Fischereireform: Europäische Minister setzen keinen Fangstopp für Kabeljau durch. Fischfangflotten werden nicht verkleinert. Renate Künast scheitert. Umweltschützer: Das überlebt der Fisch nicht

BERLIN dpa/taz ■ Die vom Rat der europäischen Fischerei- und Verbraucherminister am Wochenende beschlossenen Fangquoten, stießen auf heftige Kritik. Ursprünglich wollten die EU-Minister das Überleben vom Aussterben bedrohter Fischarten wie des Kabeljaus sichern. Jetzt wird die erlaubte Fangmenge für den Speisefisch aber im Vergleich zum Vorjahr nur um 45 Prozent reduziert. Die EU-Kommission hatte 80 Prozent gefordert. Es handele sich dabei nicht mehr um eine Reform, sondern um ein Reförmchen, kritisierte Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace im taz-Interview.

Die Fangquoten werden jedes Jahr neu verhandelt. Wissenschaftler hatten erneut ein totales Fangverbot für den Kabeljau in der Nordsee gefordert. Die Fischereiexpertin Heike Vesper von der internationalen Umweltschutzorganisation WWF erklärte: „Das Ergebnis von Brüssel ist der Todesstoß für den Speisefisch.“ Laut Untersuchungen ist der Kabeljaubestand in den nördlichen Gewässern der EU auf den niedrigsten je gemessenen Stand gesunken. Bereits im Jahr 2000 wurden die von den Fischereiministern festgelegten Quoten gar nicht mehr erreicht. Dafür war zu wenig Kabeljau da.

Verbraucherministerin Renate Künast, die auf dem EU-Ministertreffen die deutschen Interessen vertrat, hatte versucht, ein anderes Veto zu erreichen. Bis zum Schluss der Verhandlungen hatte sie sich dafür eingesetzt, den Fang von Kabeljau für eine befristete Zeit zu verbieten. Ihr Argument: „Ohne Fisch keine Fischer.“

Damit stieß die Ministerin bei den Fischfangnationen Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland, Italien, Irland und Großbritannien auf taube Ohren. Gegen die Pläne der EU stimmten nur Schweden und Deutschland.

Immerhin konnten sich die EU-Minister auf ein Ende der Subventionen für neue Fischkutter einigen: Ab 2004 soll es dafür kein Geld mehr geben. Bis dahin soll eine Übergangsregelung gelten: Für jedes neu gebaute Schiff werden dann 1,34 Schiffe aus dem Verkehr gezogen. Aber auch dieser Kompromiss ist faul: Ursprünglich wollte EU-Fischereikommissar Franz Fischler durchsetzen, die Subventionen bereits zum 1. Januar 2003 abzuschaffen. Von Fischlers Vorschlag, 8.600 Schiffe abzuwracken, das wären 9 Prozent aller EU-Fischereischiffe, war keine Rede mehr. HG

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