Schweden stoppt Fang

Mit einem einseitigen Verzicht auf Kabeljaufischerei will Schweden ein Zeichen setzen. Deutschland soll mitziehen

STOCKHOLM taz ■ Den EU-Kompromiss, mit dem die Quoten für den Kabeljaufang um lediglich 45 Prozent reduziert werden, kommentiert Verbraucherministerin Ann-Christin Nykvist so: „Wirtschaftliche haben über ökologische Interessen gesiegt. Aber letztendlich schadet sich die Fischereiwirtschaft damit nur selbst.“ Schweden wird nun ab 1. März nächsten Jahres einen einseitigen nationalen Fangstopp für Kabeljau einführen und hofft auf ein mögliches Nachziehen Deutschlands.

EU-Landwirtschaftskommissar Franz Fischler hat bereits grünes Licht für einen einseitigen schwedischen Fangverzicht gegeben und versprochen, dass die schwedische Quote nicht auf die restlichen Fangländer der EU verteilt wird. Er hat ebenfalls klar gemacht, dass die EU-Kommission prinzipiell keinerlei Einwendungen dagegen habe, wenn Stockholm seine Fischer finanziell entschädigen wird. Nach ersten Berechnungen wird der Fangstopp die schwedische Staatskasse mit rund 100 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen für die Fischer belasten.

Doch haben einige Fischer bereits angekündigt, ihre Boote unter deutsche Fahne ausflaggen zu wollen in der Hoffnung, dann auf der Quote Deutschlands weiterfischen zu können. Ein Ausweg, der nur verschlossen werden könnte, wenn Deutschland entsprechende Vorschriften erlassen oder ebenfalls einen einseitigen Fangstopp verhängen würde.

Schweden versucht derzeit auch für eine bessere Überwachung der Einhaltung der Fangquoten zu werben. Es ist ein offenes Geheimnis, dass vor allem Fischereifahrzeuge aus Polen und dem Baltikum ihre Fangquoten weit überschreiten. Nach Schätzung schwedischer Meeresbiologen fischen sie das Doppelte ihrer Quote, der Zentralverband der schwedischen Fischer behauptet gar eine Überschreitung um das Fünffache. Das würde bedeuten, dass statt der erlaubten Gesamtquote von 75.000 Tonnen in der Ostsee in diesem Jahr mehr als 200.000 Tonnen gefischt wurden.

REINHARD WOLFF