Netz spinnt Fäden

UNO stuft Terrornetzwerk al-Qaida weiter als weltweite Bedrohung ein. Zellen in 40 Ländern. Neue Ausbildungslager im Osten Afghanistans

NEW YORK afp/dpa ■ Die Terrororganisation al-Qaida stellt aus Sicht der UNO noch immer eine weltweite Bedrohung dar und fasst offenbar auch in Afghanistan wieder Fuß. In der Nähe von Asadabad hätten Al-Qaida-Kämpfer neue Ausbildungslager errichtet. Es handele sich um kleine, versteckte und mobile Stützpunkte. Das Netzwerk sei eine „heimtückische Massenbewegung“, der kein Staat und keine Staatengruppe allein beikommen könne, erklärte eine vom UN-Sicherheitsrat eingesetzte Kommission in ihrem am Dienstag veröffentlichten Untersuchungsbericht. Weltweit habe das Netzwerk vermutlich etwa 10.000 Anhänger und Zellen in 40 Staaten, sagte der Leiter des Ausschusses, Michael Chandler.

Besonders Besorgnis erregend sei, dass viele Al-Qaida-Mitglieder „in all diesen teuflischen Techniken“ ausgebildet wurden und nun wieder „in verschiedenen Gesellschaften“ untergetaucht seien, sagte Chandler. Die Terroranschläge auf der Ferieninsel Bali und auf israelische Ziele in Kenia deuteten darauf hin, dass Anschläge auf so genannte weiche Ziele „mit größtmöglichem Schaden“ auf der Tagesordnung der al-Qaida stünden.

Frieden und Sicherheit seien „weltweit“ in Gefahr, stellen die UN-Experten fest. Damit al-Qaida nicht länger „widerstehen, sich erneuern und aufrüsten“ könne, müsse die internationale Gemeinschaft Informationen austauschen, gemeinsame Ermittlungen führen und „systemweite“ Finanzkontrollen ausüben. Noch werde die Strafverfolgung auch dadurch behindert, dass viele Länder die Namen von Verdächtigen nicht preisgäben. So fehlten auf einer UN-Liste mit bislang etwa 300 Anhängern und Unterstützergruppen des Terroristenführers Ussama Bin Laden viele Verdächtige.

Die Lage in Afghanistan sei auch weiterhin eine „Quelle der Beunruhigung“, sagte Chandler weiter. „Mehr und mehr junge Leute“ würden sich dort al-Qaida anbieten und in Trainingscamps ausgebildet werden. Die Organisation sei zudem im Besitz „substanzieller Mengen“ an Waffen und Sprengsätzen. Die Gefahr bestehe, dass al-Qaida sich Zugang zu Massenvernichtungswaffen verschaffe.