Kampf geht weiter

Trotz Verhaftungen und massiver Repressalien wollen Irans Studenten ihre Proteste fortsetzen. Konservative hetzen gegen die „Lakaien der USA“

von BAHMAN NIRUMAND

Irans Studenten sind offenbar entschlossen, nicht klein beizugeben. Knapp eine Woche nach den Protesten von rund 3.000 Hochschülern des technischen Instituts der Universität Teheran, bei denen es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Polizei und Milizen sowie zahlreichen Verhaftungen gekommen war, meldete sich am vergangenen Wochenende der Islamische Studentenverein der Universität Allameh erneut zu Wort.

Die nach den Protesten Inhaftierten sollen durch ununterbrochene Verhöre gezwungen werden, öffentlich Reue zu bekennen, heißt es in einer öffentlichen Erklärung. Doch solche Repressalien seien nur ein vergeblicher Versuch, um den Protest der Studenten zum Schweigen zu bringen. Die iranischen Universitäten seien immer bereit gewesen, im Kampf für Freiheit und Demokratie Opfer zu bringen. Das Ziel habe sich nicht geändert. Auch heute richte sich ihr Kampf gegen die despotische Unterdrückung der Meinungsfreiheit. „Sollte die Front der Machthaber ihre Angriffe gegen die Gedankenfreiheit fortsetzen, werde sie bald, wie ihre Vorgänger, der Geschichte angehören“, warnt der Studentenverein.

Anlass für die landesweiten Demonstrationen, die Mitte November begonnen und am 7. Dezember ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hatten, war das Todesurteil gegen Hashem Aghadjari. Der Universitätsprofessor hatte der konservativen Geistlichkeit Dogmatismus und Missbrauch der Macht vorgeworfen. Nach Angaben des Sprechers der Studentenorganisation „Tahkim Wahdat“, Dawar Nazari, befinden sich von den 70 am 7. Dezember Festgenommenen noch 32 Personen in Untersuchungshaft, darunter auch vier Vorstandsmitglieder von „Tahkim Wahdat“. Diese seien zunächst 20 Stunden beim Revolutionsgericht verhört und dem Informationsministerium übergeben worden.

Bei der konservativen Geistlichkeit sitzt der Schock über die Proteste offenbar tief. Revolutionsführer Chamenei nahm beim Freitagsgebet in der vergangenen Woche zu den Unruhen Stellung. Er meinte, da die USA nicht imstande seien, Iran militärisch zu bezwingen, würden sie versuchen, durch Intrigen und Propaganda die islamische Staatsordnung von innen zu stürzen. „Die Feinde sollten aber wissen, dass, wenn nötig, der Sturm des Volkswillens alle Intriganten hinwegfegen und solche Probleme sehr leicht lösen wird.“ Die konservative Presse bezeichnete die Studenten als „Lakaien der USA“, denen das Handwerk gelegt werden müsse. Der Chefredakteur der Tageszeitung Keyhan, Hossein Shariatmadari, forderte eine neue, islamische Kulturrevolution, ähnlich wie die zur Gründungszeit der Islamischen Republik. Man müsse die Universitäten von der fünften Kolonne des Feindes säubern. „Kann man, wenn man sich den Zustand unserer Universitäten anschaut, etwas anderes vorschlagen als einen gründlichen Hausputz“, fragt Shariatmadari.

Unterdessen ist das Schicksal Aghadjaris unkar. Das Todesurteil gegen ihn soll nun, laut Anordnung Chameneis, vom Obersten Gericht überprüft werden.