Bahn lockert Verbot

Bei der Preisumstellung bleiben Fernsehteams nur aus den Reisezentren ausgesperrt. In Zügen und auf Bahnhöfen gilt wieder die Pressefreiheit

von SASCHA TEGTMEIER

Die Deutsche Bahn AG hat nach vehementen Protesten von Journalisten und Fahrgastverbänden das ursprünglich für Sonntag verhängte umfassende Drehverbot gelockert. Zunächst sollten nur je ein Fernsehteam des Hessischen Rundfunks und von Sat.1 aus Bahnhöfen, Zügen und Reisezentren über das – so Bahnchef Hartmut Mehdorn – „historische Ereignis“ Fahrplan- und Preisumstellung berichten dürfen. Gestern Nachmittag nahm die DB auch das ZDF und RTL in den so genannten TV-Pool auf, dessen Bilder allen anderen Sendern kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Außerdem beschränke sich das generelle Drehverbot der Bahn, deren neues Tarifsystem seit Wochen kritisiert wird, jetzt nur noch auf die Reisezentren, sagte DB-Konzernsprecher Werner Klingenberg. Die übrigen öffentlich zugänglichen Bahnhofsbereiche und die Züge sind für alle Medien freigegeben.

Das von der DB-Spitze zum Teil auch gegen Stimmen in den konzerneigenen Presseabteilungen verhängte Drehverbot in Zügen und Bahnhöfen war auf scharfe Kritik bei den betroffenen Fernsehsendern und Journalistenverbänden gestoßen.

Als „eine massive Einschränkung der Pressefreiheit“ bezeichnete der DJV-Vorsitzende Rolf Lautenbach die „repressive Maßnahme der Bahn“, die sich offenbar nicht der Kritik stellen wolle. Bahn-Sprecher Dieter Hünerkoch hatte den medialen Ausschluss mit einem nicht verkraftbaren „Ansturm der elektronischen Medien“ begründet, der den DB-Mitarbeitern nicht zuzumuten sei.

Der zunächst ausgesperrte Sender RTL hatte daraufhin angekündigt, sich nicht an die Bahn-Bedingungen halten zu wollen. „Eine derartige Einschränkung der journalistischen Freiheit hat sich noch kein halbstaatliches Monopolunternehmen geleistet“, sagte RTL-Informationsdirektor Hans Mahr. Auch ARD und ZDF gingen gegen die harte Linie der Bahn vor und forderten in einem gemeinsamen Schreiben die Möglichkeit zu einer „uneingeschränkten Berichterstattung“.

Der gewöhnlich bahnfreundliche Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte das Verhalten der Bahn als „ungeschickt und unklug“. Die DB AG mache sich „verdächtig, dass hier Mängel verdeckt werden sollten“, sagte VCD-Sprecher Daniel Kluge. Eine Medienbeschränkung trage sicher nicht dazu bei, das Image der Bahn zu verbessern und etwaige Vorteile des neuen Tarifsystem zu kommunizieren. Der Sprecher des Fahrgastverbands Pro-Bahn, Holger Jansen, kritisierte auch die in Teilen irreführende Werbeoffensive der DB AG zur Tarifreform: „Es wäre sinnvoller, wenn man durch Fakten überzeugt als durch ganzseitige Anzeigen.“