Freispruch nach 18 Jahren

Österreichischer Migrantensprecher vom Vorwurf des Totschlags entlastet. Unklare Rolle der Mannheimer Justiz

BERLIN taz ■ 18 Jahre nach dem Vorfall ist der österreichische Migrantensprecher Bülent Öztoplu gestern vom Landgericht Mannheim vom Vorwurf des versuchten Totschlags freigesprochen worden. Damit geht für den 42-Jährigen eine bittere Justizposse zu Ende.

Im Oktober vergangenen Jahres war Öztoplu, ein geachtetes, von manchen Wiener Polizeidienststellen auch gefürchtetes Mitglied des Menschenrechtsbeirates, von einer Sondereinheit der Polizei verhaftet worden. Grund: ein Haftbefehl aus Deutschland. Öztoplu habe, so der Vorwurf, 1987 bei einer Schlägerei in Mannheim versucht, zwei Zivilpolizisten mit Messerstichen zu töten. Öztoplu bestritt den Vorwurf stets, das Verfahren wurde damals eingestellt. Warum dennoch ein Haftbefehl bestehen blieb und warum dieser 17 Jahre nach der Tat zu einer spektakulären Verhaftung führte, konnte auch das Landgericht Mannheim nicht klären, als es in dieser Woche versuchte, den Fall endlich abzuschließen. Öztoplu selbst hatte auf einen Prozess gedrängt und – bislang erfolglos – Schadenersatz verlangt, nachdem er aufgrund der Verhaftung aus dem Menschenrechtsbeirat ausgeschlossen worden war. Jetzt sieht er sich „voll rehabilitiert“, sagte er gegenüber der taz. Von dem Beirat aber ist er enttäuscht: „Der Menschenrechtsbeirat sollte lernen, die Unschuldsvermutung zu respektieren“, sagt er und erwartet eine Entschuldigung. PKT