Baden fürs Herz

Schwimmbad auf Klinikgelände soll weichen, weil der LBK Flächen verkauft: Die Badegemeinschaft protestiert vorsichtig bei der Verabschiedung des Kaufmännischen Leiters. Auch Helmut Schmidt ist gefragt

Vor einigen Wochen war er noch Patient im Klinikum Nord. Nun ist der alte Herr entlassen und Teil einer Gemeinschaft. Denn er geht jetzt täglich zur Wassergymnastik in das Schwimmbad auf dem Klinikgelände. „Wir verstehen uns alle sehr gut, auch mit den Patienten“, sagt eine ältere Dame, die seit Jahren dreimal die Woche herkommt. Das Schwimmbad ist eigentlich für Patienten, aber Externe dürfen es für eine monatliche Gebühr von 10 Euro an einigen Stunden des Tages nutzen. Es gibt etwa 250 solcher Abonnenten.

Nun aber will der Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) Teile des Klinikgeländes verkaufen und damit die Betriebsrenten der Mitarbeiter bezahlen. Und leider steht das Schwimmbad auf genau jenem zu verkaufenden Teil, den der LBK bereits im ersten Halbjahr 2003 räumen will. Für Patienten – und nur für die – soll es in einem späteren Neubau wieder ein Schwimmbad geben.

Nun suchen die Mitglieder der „Seniorenschwimmgruppe“ und andere regelmäßige Badende nach Lösungen, ihr Bad dauerhaft oder wenigstens so lange zu erhalten, bis das Gelände tatsächlich verkauft ist. Gestern erschienen sie deshalb bei der feierlichen Verabschiedung des langjährigen Kaufmännischen Direktors Werner Gößler in den Ruhestand. „Wir standen hinterm Zaun und haben Plakate hochgehalten“, erzählt eine ältere Dame. Als ihnen das verboten wurde – „da hätten sie eine Demonstration anmelden müssen“ – ja, „da haben wir natürlich die Plakate weggelegt, und die meisten sind gegangen“, sagt sie.

Sie wollen ja keinen Streit. Sie wollen nur weiterhin in diesem friedlichen, sauberen und warmen Bad baden. „Wir wären auch bereit, mehr dafür zu bezahlen“, sagt eine Dame, die schon seit 18 Jahren hier schwimmt.

Das wäre auch eine ehemalige Psychiatriepatientin, die auf eine ambulante Therapie wartet und täglich Entspannung in dem Bad findet. Ihr tut das Wasser so gut wie die Gemeinschaft. „Ich kann hier so viele Menschen grüßen, wie ich sonst gar nicht kenne.“ Und auch ein junger Mann, der seit einem Schlaganfall vor fünf Jahren gehbehindert ist, sagt: „Dieses Bad ist für mich ein Segen. Und es wäre eine Katastrophe, würde es geschlossen.“

Die Gruppe hat auch an Helmut Schmidt geschrieben. „Der hatte doch die Herzoperation und wohnt gleich nebenan“, sagt eine Frau. Baden täte ihm gut, und er könnte vielleicht seine Kontakte zur Zeit-Stiftung nutzen und das Bad länger unterhalten. Er hat jedoch noch nicht geantwortet. sandra wilsdorf