Das „Kulturbiotop“ Film wuchert ganz wild

Untersuchung der Filmboard Berlin-Brandenburg: Filmproduktionen erzeugen in der Region immer höhere wirtschaftliche Effekte von 300 bis 400 Prozent. Versprochene Erhöhung der Subventionen lässt auf sich warten

Es müsste den hauptstädtischen Wirtschaftssenator beziehungsweise seinen Brandenburger Ressortkollegen eigentlich freuen: Während die Erträge und ökonomischen Auswirkungen örtlicher Unternehmen stagnieren oder zurückgehen, erzeugen die Film- und Fernsehproduktionen in Berlin-Brandenburg immer stärkere wirtschaftliche Effekte. Dies geht aus einem Gutachten des Landes Brandenburg gemeinsam mit der Filmboard Berlin-Brandenburg hervor, das Klaus Keil, Intendant der Filmförderanstalt, am Mittwoch vorgestellt hat. Die Länder Berlin und Brandenburg subventionieren je zur Hälfte die regionale Filmförderung mit einem Betrag von insgesamt 12,5 Millionen Euro. Im Vergleich dazu gibt beispielsweise das Land Nordrhein-Westfalen fast das Fünffache aus: nämlich rund 50 Millionen Euro.

Laut Keil haben die seit 1994 aus der Filmboard in die Stoffentwicklung, Dreharbeiten, Produktionen und die Filmindustrie geflossenen Fördermittel in einer Höhe von 126 Millionen Euro zu Investitionen in der Größenordnung von 360 Millionen Euro geführt. Dies bedeute einen wirtschaftlichen Regionaleffekt von fast 300 Prozent.

Auch die Jahre 2000 und 2001 widerspiegelten diese Effizienz der Berlin-Brandenburger Filmförderung. Bei einer Fördersumme von 36 Millionen Mark im Jahr 2000 partizipierten Filmfirmen und ihre Angestellten en gros, betrug doch in der Region der durchschnittliche Wirtschaftseffekt 400 Prozent.

Nur wenig geringer, so Filmboard-Sprecherin Sigrid Herrenbrück zur taz, waren die Erträge 2001. Die vergebenen 15,2 Millionen Euro aus Filmboard- und Fernsehgeldern hätten erneut einen Wirtschaftseffekt von 300 Prozent erbracht. „Mit dem Regionaleffekt lässt sich die finanzielle Effizienz unserer Arbeit genau beziffern“, sagte Keil. Film als Teil des Berlin-Brandenburger „Kulturbiotops“ sei kein weicher, sondern ein „harter Standortfaktor“. Jeder Filmboard-Euro habe sich quasi verdreifacht.

Doch statt diesen harten Wirtschaftsfaktor weiter zu befördern, folgen auf die Ankündigung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) keine Taten. Wowereit hatte der Filmboard Berlin-Brandenburg die Erhöhung der Subventionen von rund 6 auf 8 Millionen Euro versprochen. Nachdem das Land Brandenburg die Steigerung von 2 Millionen Euro ablehnt, hat Berlin wieder zurückgezogen.

ROLF LAUTENSCHLÄGER