Stille Schwaben in München

Der neue Anteilseigner der „Süddeutschen“ hält sich gerne im Hintergrund – und ist doch kein unbeschriebenes Blatt

BERLIN taz ■ Die Südwestdeutsche Medien Holding (SWMH) hat sich gerade mit über 100 Millionen Euro einen Anteil von 18,75 Prozent des Süddeutschen Verlags (SV) erkauft. So viel ist sicher. Ansonsten hält sich die SWMH lieber im Hintergrund. Vielleicht ist man in München deshalb so froh, nach den Verhandlungen mit der WAZ-Gruppe und dem Holtzbrinck Verlag, in den stillen Schwaben Partner gefunden zu haben, „die gut zu uns passen“, wie Hanns-Jörg Dürrmeier, einer der Altverleger des SV, sagte.

Eigentlich gilt die SWMH als eher liberal-konservatives Haus, das nicht dafür bekannt ist, insbesondere in den Redaktionen so stark zu kürzen, „dass es vor Profiten nicht mehr laufen kann“, wie der Medienexperte Horst Röper vom Dortmunder Formatt-Institut sagt.

Mit dem Flaggschiff Stuttgarter Zeitung nennt es ein ordentlich gemachtes Blatt sein Eigen, dass auch überregional wahrgenommen wird. Daneben ist die SWMH noch an den Stuttgarter Nachrichten und an 20 weiteren Regionalzeitungen beteiligt, was die Holding zu einem der größten deutschen Regionalverlage macht, dessen Blätter auf eine Gesamtauflage von über 1,2 Millionen Exemplare kommen. Der Umsatz der Holding wird in der Branche auf 500 bis 800 Millionen Euro geschätzt. Mit dem Einstieg beim SV betritt die Holding nun Neuland und unterstreicht ihren Expansionswillen. Denn bisher ist sie fast nur in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vertreten. Einem der Haupteigner der SWMH allerdings, der Medien Union Ludwigshafen, wurde im Zusammenhang mit der Übernahme der Berliner Zeitung durch Holtzbrinck schon der Wunch nachgesagt, sich in Berlin-Brandenburg zu engagieren. Die Freie Presse in Chemnitz gehört bereits der Medien Union. Und der SV besitzt Lokalzeitungen in Thüringen und Franken. Die Fäden bei der Medien Union zieht der Haupteigentürmer Dieter Schaub – ein Medien-Mogul, der den Medienrummel scheut. Er soll die treibende Kraft hinter dem SV-Deal gewesen sein.

Beim SV geht man davon aus, dass sich durch die Beteiligung der SWMH eigentlich nicht viel ändern wird, und vorerst ist das wohl auch so. Doch auf Dauer wird sich die SWMH wohl nicht mit 19 Prozent zufrieden geben. Was die Alteigentümer zurzeit noch verhindern, könnte sich ändern, wenn erst mal die Erbengeneration voll zum Zug kommt. Denn „ob die die gleichen Bindungen an den Verlag haben“, wird sich zeigen, sagt Horst Röper. SAT, HEIDI